Gelebte Schulpartnerschaft

Als die Ecole Polyvalente Carolus Magnus (EPCM) in Kajaga zum Schuljahr 2006-2007 offiziell eröffnet wurde, war der damalige Bildungsminister Brandenburgs präsent – zusammen mit dem damaligen burundischen Bildungsminister. Das Rouanet-Gymnasium in Beeskow (Brandenburg), anerkannte Unesco- und Fair-Trade-Schule, steht seitdem in Kontakt mit Burundi und organisiert Benefizaktionen, um Spenden zu sammeln.

Große Enttäuschung gab es, als Lehrer*innen und Schüler*innen des Rouanet-Gymnasiums einen Besuch in Burundi planten, der dann aufgrund befürchteter politischer Spannungen im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2010 abgesagt werden musste. Das  Auswärtige Amt hatte Bedenken angemeldet.

Die Schulpartnerschaft wurde dann aber doch noch lebendiger mit den Besuchen von BURUNDI KIDS-Mitarbeiter Philipp Ziser und dessen Vorträgen in Beeskow für Schüler*innen und Schulgemeinschaft. 2022 kamen dann sogar zwei Kolleg*innen aus Burundi und stellten sich den zahlreichen Fragen der Kids in Beeskow. Daraus entwickelte sich neuer Enthusiasmus und zwei Klassen – eine am Rouanet und eine an der EPCM – tauschen seitdem Videoclips aus, in denen sie sich, ihr Umfeld, ihren Schulweg und ihre Schulen vorstellen.

To be continued…

Wichtige Materien fürs PTA-Labor

Als das große Paket endlich eintrifft, schlägt das Herz des Chemikers Emmanuel Ndayikengurukiye gleich viel höher: Bariumchlorid Dihydrat, Calciumcarbonat, Salzsäure und einiges mehr. Wichtige Reagenzien für „sein“ Labor. Einige Zeit musste er warten, bis die Lieferung aus Deutschland mit teilweise nicht unkritischem Inhalt nun endlich bei ihm in Kajaga, in Burundi, eintraf.

Die Ecole Polyvalente Carolus Magnus (EPCM) hat 2008 den Ausbildungsgang in pharmazeutisch-technischer Assistenz eingeführt. Seitdem ist sie die einzige Schule, die diese Ausbildung anbietet. Ihre Absolvent*innen sind wichtige Akteur*innen des burundischen Gesundheitssystems. Arbeit finden sie in der Regel ohne lange Wartezeit. Alternativ können die Jugendlichen auf die Universität.

Die Ausbildung zum PTA sieht viele Praxisstunden vor – sowohl „draußen“, in Apotheken und anderen medizinischen Einrichtungen, als auch im schuleigenen Labor. Dort verantwortlich – und für die Praktika seiner Schüler*innen – ist Ndayikengurukiye. Dabei ist er nicht einfach nur Chemiker und Lehrer. Er ist engagiert, „lebt“ in seinem Labor, kümmert sich um die künftigen jungen PTAs als wäre er persönlich für jede*n einzelne*n und deren schulischen Erfolg verantwortlich.
Teilweise trifft das auch zu: Ndayikengurukiye hat gemeinsam mit seinen Kolleg*innen ein Gespür für die soziale und familiäre Situation seiner Schüler*innen. Kommen einmal Probleme auf, zum Beispiel dass ein Jugendlicher sein Schulgeld nicht mehr bezahlen kann, gehen sie dem nach und vermitteln ein Stipendium – wo möglich und wenn nötig. So viel Fürsorge spiegelt sich bei den jährlichen Diplom- und Abschlussfeiern wider. Die Schüler*innen überreichen jedes Mal ein persönliches Geschenk an „ihren Lehrer Emmanuel“.

Bei den PTA-Stipendien arbeitet Burundikids e.V. mit zwei starken Partner*innen zusammen: einerseits der Kerschensteinerschule, eine PTA-Schule in Stuttgart, wodurch die Länderpartnerschaft Burundis mit Baden-Württemberg lebendig wird. Und andererseits mit dem Verein Apotheker ohne Grenzen Deutschland (AoG). Letztere sind darüber hinaus engagiert und haben beispielsweise den Transport der wichtigen Reagenzien fürs Labor finanziert und – noch wichtiger – organisiert. Kolleg*inen von AoG kommen auch regelmäßig zu Besuch an die EPCM, um dort Workshops zu geben und sich mit den PTA-Kolleg*innen auszutauschen. Emmanuel Ndayikengurukiye ist natürlich dabei.

Blick hinter die Kulissen

Sie sind Teil des Rückgrats der Schule Ecole Polyvalente Carolus Magnus (EPCM): Direktion und Verwaltung.
Das Wichtigste: Es sind die richtigen Personen auf den richtigen Positionen – und mit dem Herz am richtigen Fleck. Täglich legen sie sich ins Zeug für das Funktionieren der Schule und haben trotz der Vielzahl an Aufgaben immer ein offenes Ohr für Kolleg*innen und auch die Sorgen der Schüler*innen.

Dr. Floribert Dundaguza ist technischer Direktor und Gesamtleiter der EPCM. Im Blick hat der Mann schlichtweg alles: von der Pünktlichkeit seiner Kollegien und der Schüler*innen, über die Sauberkeit und Instandhaltung der Schulgebäude, bis hin zum Kontakt mit den Schulbehörden und Deadlines für wichtige Berichte ans Bildungsministerium – sogar für soziale Bedürfnisse von Schüler*innen. Ihm zur Seite steht Oscar Hamenyimana – Co-Rektor und Lehrer für Krankenpflege, PTA (pharmazeutisch-technische Assistenz) und Laborassistenz.

Die Leitung der Ecole Fondamentale (Klassen 1-9, quasi Grundschule und Mittelstufe) hat Néhémie Nduwimana inne. Er ist einer der dienstältesten Kolleg*innen. An der EPCM arbeitet er seit deren Gründung in 2006. Für „seine Schule“ mache er alles, sagt er, und er sei stolz, Teil der EPCM zu sein. Seine Kollegin in der Direktion ist Digne Niyongere. Auch sie ist von Anfang an mit dabei und war zeit- und übergangsweise für die Direktion der Grundschule verantwortlich.

Gemeinsam formen sie ein gutes Team, das Hand in Hand arbeitet. Sie haben – gemeinsam mit ihren Kollegien – erreicht, dass die EPCM zu einer renommierten Schule wird, die in ganz Burundi bekannt ist, für eine exzellente Bildung, die Perspektiven bietet.

Keine Pause in der Schneiderei

Nach dem Schuljahr ist vor dem Schuljahr, Ferien kennen sie nicht wirklich:
Das Team der Schneiderei an der Ecole Polyvalente Carolus Magnus (EPCM).

Sie stellen die schicken Schuluniformen in allen Größen her – von Grundschüler*in bis Abiturient*in. Keine leichte Aufgabe – bedenkt man, dass die EPCM ca. 900 Mädchen und Jungen zählt.
Den Stoff besorgt die Schule, das Schneidereiteam fertigt die Uniform – die Schüler*innen kaufen sie ab und leisten damit einen Beitrag zur Schulkasse. Damit wird letztendlich auch sichergestellt, dass alle die „richtige“ Uniform in den korrekten Farben und mit Schullogo tragen können.

Unser Respekt geht an Pauline, Basile und Nicodème!

Exzellenter Schulabschluss

Emmanuel am Tag der Diplomfeier an der Ecole Polyvalente Carolus Magnus. Im Hintergrund Verena Stamm, Gründerin der Fondation Stamm, mit den Direktoren Dr. Floribert Dundaguza (Technik) und Néhémie Nduwimana (Mittel- u. Oberstufe)

Emmanuel hat mit seinen jungen Jahren schon eine recht lange Lebensgeschichte. Geboren wurde er im ländlichen Umfeld der Stadt Bujumbura. Die geschiedene Mutter lebte mit ihren Kindern in Armut und hielt sich mit Landwirtschaft über Wasser.
2011 kam Emmanuel ins Heim, wo er die Schule wieder besuchen konnte. Seitdem war er immer der Beste seiner Klasse – bis zu seinem Abschluss. Er lebte im Zentrum Birashoboka und wurde für ein Stipendium an die Partner*innen von Apotheker ohne Grenzen vermittelt. Aktuell nahm er sein Diplom entgegen. Emmanuel hat mit sagenhaften 92% seine Examen bestanden und ist nun ausgebildeter PTA (pharmazeutisch-technischer Assistent).
Mit seiner Bestnote darf er außerdem auf die staatliche Universität – aber erst nach einem Jahr Wartezeit. Bis dahin jobbt er in der Lehr-Apotheke, die Burundikids e.V. zusammen mit der Fondation Stamm aufgebaut hat.

Spendenaktion an der Europäischen Schule Karlsruhe: Burundi Waffel-Sale

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse S5ECO an der Europäischen Schule Karlsruhe (ESK) haben mit dem Verkauf von Crêpes und Waffeln knapp 350€ eingenommen. Sie freuen sich, die Spende im Sommer an Philipp Ziser von den BURUNDI KIDS zu übergeben. „Unsere Partnerschule Ecole Polyvalente Carlos Magnus in Bujumbura (Burundi) investiert das Geld in Bildung“, wissen die Schüler*innen. Die ESK pflegt seit fast 15 Jahren eine Partnerschaft zur EPCM.
Interessant dabei ist: Das jährlich stattfindende Waffel-Sale-Projekt dient allerdings nicht nur der Einnahme von Spenden, sondern ist Teil des Wirtschaftsunterrichtes, in dem betriebswirtschaftliche Prozesse untersucht und erprobt werden.