Ein alter Bekannter

Ein alter Bekannter war zu Besuch in Bujumbura: Thomas Ludwig, Gründer und Inhaber der Firma Cosyspeed. Auf Besuch in Burundi besuchte er zusammen mit seiner Familie und Freund*innen auch das Team der Schneiderei, mit dem er schon zahlreiche Kooperationen hatte und gemeinsame Aufträge abarbeitete. Cosyspeed hat mit seiner Zusammenarbeit und Förderung wesentlichen Anteil am Ausbau und Vorankommen der Schneiderei. Zuletzt trafen zwei Textilpressen ein, die Cosyspeed für die Schneiderei gespendet hatte.

Die Schneiderei stellt nicht nur tolle Produkte her (erhältlich im BURUNDI KIDS Etsy-Shop!), sondern bildet auch aus. Jugendliche können hier eine Ausbildung absolvieren. Unter den Azubis sind auch Mädchen aus dem Mutter-Kind-Heim.

Selbstbewusste Näherin

Dorcas war 20 Jahre alt, als sie die einjährige Ausbildung in der Schneiderei Umuderi w’i Burundi begann. Nachdem sie in der neunten Klasse die nationale Prüfung nicht bestanden hatte, musste sie von der Schule und hatte sich für diese Ausbildung entschieden. Als sie von einer Schneiderausbildung bei der Fondation Stamm hörte, die von Burundikids e.V. mit aufgebaut und bis heute unterstützt wird, ergriff sie die Chance, um ihren Traum zu verwirklichen: Nähen lernen.

Ein Jahr lang konnte Dorcas zusammen mit zehn anderen jungen Frauen lernen, wie man mit der Nähmaschine umgeht und Kleidung herstellt. Außerdem half sie bei der Produktion von Taschen, Puppen und einigem mehr. Das Projekt hatte damals finanzielle Unterstützung aus Baden-Württemberg erhalten. Im Februar 2022 erhielt sie ihr Zertifikat und erhielt zum Abschluss eine eigene Nähmaschine.

Seit dem Tod ihres Vaters im vergangenen Jahr ist das Familienleben härter geworden. Dorcas, als ältestes Kind der Familie, das noch im Haushalt der Eltern lebte, kam in die Verantwortung, sich um jüngere Geschwister zu kümmern, als der Vater krank wurde. Die Zeit für ihre Arbeit wurde knapp, gleichzeitig brauchte die Familie Geld für die Medizin. Dorcas, die mit anderen Schneider*innen zusammenarbeitete, konnte irgendwann ihren Beitrag zur gemeinsamen Miete nicht mehr beisteuern. Sie musste gehen.

Heute versucht Dorcas, mit ihrer Leidenschaft und der Nähmaschine ihren Lebensunterhalt alleine zu finanzieren. Sie arbeitet selbständig. Groß ist die Freude, als Issa, einer ihrer früheren Ausbilder der Schneiderei, vorbeischaut. „Diese Ausbildung hat mir geholfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Kein Mann kann mehr versuchen, mich abhängig zu machen, indem er mir falsche Versprechungen macht. Denn trotz dessen, was meine Familie durchgemacht hat, weiß ich, was ich in meinem Leben will und welches Ziel ich erreichen möchte“, zeigt sich die junge Frau selbstbewusst.

Überschwemmungen in Burundi

Erneut leidet Burundis Bevölkerung unter Wetterextremen: nach Starkregen laufen die Flüsse über, der Wasserstand des Tanganyikasees steigt in historisch gefährliche Höhe, Hügel rutschen ab, Stürme und sogar Hagel.

Laut offizieller Angaben der burundischen Regierung und der Vereinten Nationen (VN) sind aktuell über 200.000 Menschen von den Folgen betroffen. Ackerflächen sind verwüstet, Wohngebiete sind zerstört oder stehen noch unter Wasser – auch Schulen und Gesundheitszentren.

Besonders getroffen hat es erneut die Region Mutimbuzi, zwischen der größten Stadt Burundis – Bujumbura, selbst in einigen Wohnvierteln überschwemmt – und der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. In den Orten Kajaga und Gatumba liegen die Schulen, die BURUNDI KIDS unterstützt, sowie das Krankenhaus Hôpital Hippocrate de Kajaga (HHK).

Die EPCM (Ecole Polyvalente Carolus Magnus) in Kajaga ist nicht betroffen. Zwar kam das Wasser gefährlich nahe ans Schulgelände, doch hatte die Direktion vergangenes Jahr bereits Maßnahmen getroffen, die ohnehin hohen Fundamente und Gebäude zu schützen. Das Wasser stieg glücklicherweise nicht weiter an. Anders beim Krankenhaus HHK, wo das Wasser an den Grundstücksmauern steht und nicht schnell abfließen kann.

Die EPCM am Standort Gatumba war zwischenzeitlich nur schwer erreichbar. Die Direktion teilte mit, dass die Kinder teilweise durchs Wasser getragen werden mussten, um zur Schule zu kommen, bis die Schule eine Brücke aus Sandsäcken errichtete. Zwischenzeitlich stand auch Wasser auf dem Schulhof, welches jedoch binnen kurzer Zeit wieder versickerte.
Der wesentlich größere EPCM-Standort in Kajaga hatte bereits signalisiert, die Klassenräume für die Schüler*innen aus Gatumba zur Verfügung stellen zu können, um nachmittags den Fortgang des Unterrichts zu gewährleisten.

Betroffen ist ebenfalls das Heim Birashoboka, das in Kajaga liegt. Dort leben derzeit 42 Jungen. Zwar ist das Heim nicht direkt überschwemmt. Der hohe Grundwasserspiegel führt aber dazu, dass die Sickergruben schnell(er) volllaufen und öfter geleert werden müssen, um einer hygienisch gefährlichen Situation vorzubeugen.

Burundi gehört nach Angaben der VN zu den 20 durch den Klimawandel am meisten gefährdeten Ländern. Viele Menschen in Burundi hoffen nun auf die baldige Trockenzeit, die ggf. für etwas Entspannung der Lage sorgen wird. Die Familien in Not, die alles im Wasser verloren haben, bleiben auf Hilfe angewiesen.

Beta Humanitarian: Neuer Einsatz der Chirurgie-Teams geplant

Die Chirurg*innen von Beta Humanitarian Help e.V. sind startklar für einen weiteren Einsatz in Burundi. In mehreren Teams decken sie einen ganzen Monat ab und können dadurch viele komplexe Operationen ermöglichen.

Sie werden wieder zusammen mit den burundischen Kolleg*innen am Hôpital Hippocrate de Kajaga (HHK) operieren. Das Team des HHK hatte bereits im Vorfeld in öffentlichen Mitteilungen auf den Einsatz aufmerksam gemacht und auf die Möglichkeit der OPs hingewiesen. Sie erstellen Listen mit potenziellen Patient*innen, die im Anschluss mit dem Beta-Team besprochen werden und erstellen daraufhin OP-Pläne für mehrere Wochen.

Viel Erfolg an alle!

Infos von Stipendiat Jean Pierre

Stipendiat Jean Pierre schickte wieder Neuigkeiten aus Cotonou, Benin. Er studiert dort an der Université d’Abomey Calavi (UAC) an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Anästhesie-Reanimation.

Das Studienprogramm sei straff organisiert, schreibt er. Täglich viele Kurse, die auch regelmäßig in Examen abgefragt werden. Nachmittags und abends verbringt er meistens in der Bibliothek, um Rechercheaufgaben nachzugehen und Präsentationen vorzubereiten – meistens in Gruppen mit anderen Studierenden. „Bald werden wir mit Praktika in den verschiedenen Krankenhäusern in Cotonou und wahrscheinlich auch im Landesinneren beginnen. Das wird Gelegenheit für mich sein, meine Kenntnisse anzuwenden und meine Erfahrung im Bereich Anästhesie und Reanimation zu verbessern“.

Zwischenzeitlich gab es auch auf politischer Ebene eine Neuerung: Burundi und Benin haben sich angenähert und gegenseitig für ihre Landsleute Visafreiheit vereinbart. Das kommt Stipendiat Jean Pierre natürlich gelegen – ein administrativer Aufwand weniger zu bewältigen.

Das Vollstipendium wird ermöglicht durch die Finanzierung von Beta Humanitarian Help e.V. In einer Nachricht an den Chirurgen und Leiter von Beta, Dr. Daniel Sattler, wünscht er ihm und dessen Team viel Erfolg beim nächsten geplanten Einsatz in Burundi. Sattler hatte mit Jean Pierre bei vergangenen Einsätzen bereits im Hôpital Hippocrate de Kajaga (HHK) zusammengearbeitet und ihn kennengelernt. Daraus war die Idee des Stipendiums und der Weiterbildung entstanden.

Fortbildung für Kollegien

Ingo Schönleber, Deutschlehrer (als Fremdsprache) und Experte auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung beim Goethe-Institut Berlin war für mehrere Wochen in Burundi im Einsatz.

Vergangenes Jahr war er mit unserem Mitarbeiter Philipp in Kontakt getreten – die beiden kennen sich seit der Jugend aus demselben Ort. Ingo bot an, sich in den Dienst der BURUNDI KIDS zu stellen, ehrenamtlich, wenn gewünscht. Daraufhin begann der Austausch und die Planung für den Einsatz, sowohl in Deutschland als auch per Mail mit den Schuldirektionen in Burundi.

In einer ersten Phase reiste Ingo an die verschiedenen Schulen der Fondation Stamm in Bujumbura, Muramvya, Gitega und Ngozi, um sich jeweils an mehreren Tagen ein Bild der Einrichtungen und des Unterrichts zu machen und mit den Kolleg*innen und Direktionen an den Schulen zu sprechen. Was wird benötigt? Was wird gewünscht? Und was nicht?

Daraufhin gab es einen Planungsworkshop, dessen Ergebnisse Ingo in den darauffolgenden Wochen in die Tat umsetzte: jede Schule, jedes Kollegium durchlief die Workshops.

Für alle Beteiligten war klar: mehr davon! Und Ingo spielt bereits mit dem Gedanken, 2025 wiederzukommen.