Mutter-Kind-Heim

Im Centre Nyubahiriza haben 25 Mädchen und junge Frauen mit ihren Kindern Platz. Dort werden sie rund um die Uhr betreut und leben gemeinsam in einem geschützten Umfeld.

Die meisten der Mädchen haben schwere Schicksalsschläge hinter sich – vom Schulabbruch, über Zerwürfnisse mit dem Elternhaus, Verlust der Eltern in jungen Jahren bis hin zu ungewollten Schwangerschaften und sexueller Gewalterfahrung. Im Heim können sie sich neu orientieren und mit ihren Kindern eine Zukunft planen.

Einige Mädchen nehmen das Angebot der Ausbildung in der Schneiderei wahr. Sie bekommen entsprechend Geld für Bus und Mittagessen und sind tagsüber „außer Haus“. Andere wiederum gehen zur Schule. Die Mitarbeiterinnen des Heims bemühen sich, für jede Bewohnerin eine individuelle Lösung zu finden.

Ein eigenes kleines Business

Die Kolleginnen im Mutter-Kind-Heim Nyubahiriza haben mit den Bewohnerinnen des Zentrums ein Projekt gestartet: die Herstellung von beignets, ein in Fett gebackenes Gebäck – vergleichbar mit Krapfen/Kräppel/Berliner.

„Am Anfang waren sie zögerlich, aber mittlerweile sind die Kioskbesitzer*innen im Viertel unsere treuen Kund*innen“, schreibt Kollegin Joëlle Vyukusenge, die das Projekt betreut.
„Die Mädchen sind begeistert bei der Sache. Wichtig für uns war nicht in erster Linie, dass sie lernen, das Gebäck herzustellen. Sondern dass sie in der Lage sind, ein kleines Projekt zu planen, es umzusetzen – und dann aber auch mit Geld umzugehen. Was investiere ich – und was bekomme ich am Ende. Darum ging und geht es im Kern“, so die Sozialarbeiterin weiter.

Das Mutter-Kind-Heim liegt im Viertel Mutakura, im Norden der größten Stadt Burundis, Bujumbura.
Es bietet Platz für bis zu 25 Mädchen mit ihren Kleinkindern und Babys.

 

Mama Dorcas und Sohn Méphi

Dorcas war im Mütterheim in Bujumbura. Sie lernte Schneidern und bekam dann den Job als Ausbilderin am Standort Muramvya (Provinz) – der in Zusammenarbeit mit Burundi-Hilfe e.V. betrieben wird.
Ihr Sohn Méphi ist bei ihr. Er bekommt regelmäßig die benötigten Prothese angepasst.

Aus dem Mutter-Kind-Heim

Die Kolleg*innen der Kommunikation unseres Partners Fondation Stamm haben dem Heim im Viertel Mutakura mal wieder einen Besuch abgestattet. Derzeit leben 24 junge Frauen im Heim, mit 23 Kindern.

Im Mütterheim „Nyubahiriza“ („Respektiert uns!“) haben sie ein geschütztes Umfeld für sich und ihre Kinder. Die Mädchen und jungen Frauen werden komplett versorgt und haben rund um die Uhr Betreuung. Ziel ist die Reintegration bzw. Selbständigkeit – mit ihren Kindern. Der Aufenthalt im Heim schließt auch medizinische Versorgung und psychologische Betreuung ein. Ein kleiner Junge ist mit einer körperlichen Beeinträchtigung geboren und benötigt regelmäßig neu angepasste Prothesen für sein Bein.

Die Kolleginnen im Heim kümmern sich auch um den Blick in die Arbeitswelt für die Mädchen. Sie organisieren Praktika, Ausbildungen oder eigene Einkommen schaffende Maßnahmen, wie aktuell das Krapfen-Projekt: Eine Gruppe von Mädchen frittiert Krapfen („beignets“) und verkauft diese im Viertel an nahegelegene Kioske oder auf der Straße. Die Einnahmen werden geteilt und helfen später mit, den Schritt aus dem Heim zu finanzieren.

Einige andere der Mädchen nehmen an der Ausbildung zur Schneiderin teil. Dafür nehmen sie täglich den Bus zur Schneiderei, die ebenfalls zu Fondation Stamm und Burundikids e.V.

gehört und finanziert wird. Zwei der Mädchen aus dem Heim arbeiteten dort sogar im Team mit, nachdem sie in einer früheren Gruppe die Ausbildung erfolgreich abschließen konnten.

Maman dimanche im Mutter-Kind-Heim

Im Oktober war Christine Ntahe zum ersten Mal ins Mutter-Kind-Heim Nyubahiriza gekommen. Sie hatte damals um eine vorübergehende Unterkunft für ein Mädchen gebeten, das sie von der Straße aufgenommen hatte. Ntahe ist seit 2022 Präsidentin des burundischen Roten Kreuzes.

Die 74-Jährige war überrascht von der großen Anzahl der Frauen und Mädchen im Heim und der beispielhaften Art und Weise, wie sie im Zentrum betreut werden, sowie von der Sauberkeit und Ordnung im Heim. Für diese Arbeit zugunsten derer, die von der Gesellschaft an den Rand gedrängt würden, sei sie sehr dankbar. Ntahe versprach damals, wiederzukommen.

Ihr Wort hat sie nun gehalten: sie kam zurück ins Mutter-Kind-Heim und brachte für die Mädchen Hygieneartikel, Brot und Saft für die Kids. Sie blieb kurz, um zusammen mit den Betreuerinnen des Heims den Mädchen vor allem die wiederverwendbaren Binden zu erklären.

Seit 2009 gehört Ntahe dem burundischen Roten Kreuz an. Sie hatte mehrere Jahrzehnte als Journalistin für das staatliche Radio und Fernsehen gearbeitet, wo sie bereits dafür gesorgt hatte, dass Kinder eine Stimme bekommen. Außerdem hat sie sich als Menschen- und Kinderrechteaktivistin einen Namen gemacht. Da sie sonntags immer für Straßenkinder eine Mahlzeit ausgegeben hatte, wurde sie liebevoll maman dimanche (Mama Sonntag) genannt.

 

Schuhmacherin

Evelyne kam 2019 ins Mutter-Kind-Heim, nachdem sie einen schwierigen Parcours hinter sich gebracht hatte. Ihr Vater hatte sie gedrängt, die Schule aufzugeben und stattdessen zu arbeiten. Sie war vom Heimatort im Nordwesten Burundis in die Stadt Bujumbura gekommen, um als Hausmädchen zu arbeiten. Sie wurde Opfer sexueller Gewalt durch den Nachbarn und schwanger, woraufhin sie ihren Job verlor. Im Heim Nyubahiriza gewann sie neue Lebensfreude und absolvierte eine Ausbildung zur Schuhmacherin.

Nach erfolgreicher Ausbildung war es an der Zeit, an ihre Zukunft zu denken. Die erst 18-jährige Evelyne hatte Heimweh. Und mit den neuen Kenntnissen im Schuhmacherhandwerk kann sie nun für sich selbst und ihr Kind sorgen. Joelle Vyukusenge, Psychologin und Sozialarbeiterin des Heims, begleitete Evelyne zurück in ihren Heimatort. Die Mutter und Evelynes jüngere Geschwister nahmen sie herzlich in Empfang. Sie selbst habe jetzt viel Motivation, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Das notwendige Startkapital bekam sie mit.