Berufsstart für junge Frauen aus dem Mütterheim

Die Bewohnerinnen des Mutter-Kind-Heims Centre Nyubahiriza im Norden der Stadt Bujumbura wohnen mit ihren Kindern in einem geschützten Umfeld und bekommen alle notwendige Unterstützung für eine neue Perspektive. Einige Mädchen können ihre Schullaufbahn wieder aufnehmen. Andere ziehen es vor, einer Berufsausbildung in Handwerk nachzugehen.

Zwei Mädchen absolvieren seit August eine Ausbildung in einem Frisörsalon im benachbarten Stadtviertel des Heims. Joanna, die mit ihrem Sohn Guy Lunch im Heim wohnt, und Salma, Mutter von Aslam, gehen jeden Morgen zur Arbeit, wo sie gegenseitig an sich neue Frisuren ausprobieren und Produkte sowie Techniken der Frisörhandwerks erlernen. Die beiden Azubis dürfen bereits auch schon Kundinnen mit Zöpfen, mit natürlichem Haar oder mit geglättetem Haar shampoonieren, frisieren und flechten. „Die beiden sind fleißig!“ bestätigt ihre Ausbilderin. „Die Schüchternheit und Angst, am Kunden zu arbeiten, legen sie noch ab“. Im Hintergrund immer dabei: die Babys, die noch gestillt werden wollen. Auch zu Hause im Heim proben die beiden nach der Arbeit weiter, um mehr Sicherheit zu erlangen: an den Haaren der Mitbewohnerinnen.

Evelyne, die seit Kurzem mit ihrer Tochter Kelly Prémisse im Centre Nyubahiriza wohnt, hat sich für eine Ausbildung als Schuhmacherin entschieden. Dafür geht sie täglich, von Montag bis Samstag, einige Kilometer ins Viertel Kamenge. „Ich wollte schon immer Schuhmacherin werden und habe nun endlich die Chance dazu“, sagt die junge Mutter. „Immer, wenn ich als Kind meine Schuhe zur Reparatur bringen musste, schaute ich den Schuhmachern interessiert zu, bis sie fertig waren. Einmal hatte ich kein Geld und habe den Schuhmacher gebeten, mir sein Werkzeug auszuleihen, damit ich meine Schuhe selbst repariere.“ Dass das Metier in Burundi in Männerhand ist, sei ihr egal.

Nach wenigen Monaten Ausbildung kann Evelyne bereits Sandalen aus Kunstleder herstellen. Ihr erstes selbst hergestelltes Paar trägt sie stolz an den eigenen Füßen. Ein weiteres Paar, das sie kürzlich fertiggestellt hat, hängt an der Wand zum Verkauf. Auch darf sie schon an Bestellungen von Kund*innen mitarbeiten. Ein Paar Mini-Sandalen hat Evelyne für ihre Tochter hergestellt. Als nächstes wird sie lernen, mit der Näh- und der Schleifmaschine umzugehen, damit sie unterschiedliche Modelle von Sandalen herstellen kann.

 

Nachruf

2021 hatten die BURUNDI KIDS drei Verluste zu beklagen. Die Kolleg*innen Apoline Kombozi, Michel Cishahayo und Vital Bamboneyeho waren langjährige Mitarbeiter*innen der Fondation Stamm und damit nicht nur Mitglieder der BURUNDI KIDS-Familie, sondern wichtiger Teil der Projekte und Einrichtungen in Burundi.

Apauline Kombozi war seit Gründung des Mutter-Kind-Heims Centre Nyubahiriza die Verantwortliche der Einrichtung.

Michel Cishahayo war Elektriker und kümmerte sich in allen Einrichtungen der Fondation Stamm um die Wartung der Geräte und Installationen.

Vital Bamboneyeho arbeitete als verantwortlicher Koch an der Schule Ecole Technique de l’Education Environnementale (ETEE) in Ngozi, im Norden Burundis.

Sie werden fehlen und nicht vergessen.

Über unseren Partner in Burundi, Fondation Stamm, besteht Kontakt zu den hinterbliebenen Familien.

 

Verstärkung im Mütterheim

Angélique Irakoze und Joëlle Vyukusenge sind die neuen Mitarbeiterinnen im Mutter-Kind-Heim Centre Nyubahiriza. Das Zentrum ist ein geschützter Ort für Mädchen, die oft sexuelle Gewalt erfahren haben.

Erstere nahm die Arbeit im Heim in Bujumbura auf, nachdem sie seit 2019 zwei Jahre lang im Kinderheim in der Provinz Muramvya gearbeitet hatte, das die Fondation Stamm dort betreibt. Psychologin Vyukusenge ist seit Juni im Mütterheim in Mutakura. Seit 2018 hatte sie für die Fondation Stamm in einem Heim für Kinder in einem südlichen Stadtteil von Bujumbura gearbeitet.

Die größten Aufgaben der beiden sind die psychosoziale Betreuung und Wiedereingliederung der Mädchen und jungen Frauen, die in Nyubahiriza aufgenommen werden. „Die Arbeit ist hier und jetzt eine komplett andere. Im Kinderheim, in dem ich vorher gearbeitet hatte, war es notwendig, die aufnehmenden Familien zu unterstützen, damit sie sich zutrauten, ihre Kinder wieder zu sich zu nehmen. Hier ist das anders: die Mädchen können ihr Leben komplett selbständig in die Hand nehmen. Und wir begleiten sie auf diesem Weg“, beschreibt Psychologin Joelle Vyukusenge die Reintegrationsarbeit. Kollegin Irakoze ergänzt: „Einigen jungen Müttern können wir die Rückkehr in die Schule ermöglichen – sie werden längerfristig betreut. Diejenigen, die nicht zur Schule gehen können, haben die Möglichkeit, eine Berufsausbildung zu absolvieren.“ Zur Arbeit gehören deshalb auch Besuche bei den Mädchen und jungen Frauen an ihren Praktikums-, Arbeits- oder Schulplätzen. Immer mit dem Hintergrundwissen: es handelt sich in den meisten Fällen um Kinder mit Kindern.

Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Frauen funktioniert gut, sie tauschen sich täglich aus – über ihre Fälle bei der Arbeit, aber auch über andere Themen. „Wenn mal eine Meinungsverschiedenheit zwischen uns aufkommt, versuchen wir diese sofort auch zwischen uns zu regeln. Nichts aufschieben, nichts nach außen tragen“, sind sich Angélique Irakoze und Joelle Vyukusenge einig.

Unterstützt werden die beiden Frauen von einer jungen Frau, die seit einigen Jahren mit ihrer Tochter im Heim lebt und aktuell die Schule abgeschlossen hat. Sie kennt die Prozeduren und Regeln im Heim mit am besten und hat den Zugang zu den Mädchen. An ihrer Seite stehen außerdem noch ein Koch und zwei Wächter. Regelmäßig ins Heim kommen außerdem eine Kollegin, die für Alphabetisierungskurse zuständig ist, und eine Krankenschwester, die die Bewohnerinnen und ihre Kinder regelmäßig durchcheckt.

Leben in Nyubahiriza

Das Mütterheim Centre Nyubahiriza (Kirundi: Respektiert uns!) liegt im Viertel Mutakura, im Norden der Stadt Bujumbura. Derzeit leben dort 26 Mädchen und junge Frauen mit ihren 28 Kindern. Damit sind alle Plätze des Heims belegt. Zuletzt haben vier junge Frauen mit Kindern im Heim Zuflucht gesucht.

Einige der jungen Frauen, die nicht (mehr) zur Schule gehen können, nehmen an der Ausbildung zur Schneiderin teil, die die Fondation Stamm in einer eigenen Schneiderei anbietet. Wiederum andere Mädchen absolvieren Praktika in handwerklichen Berufen und möchten Frisörin oder Schuhmacherin werden. Sofern die Kinder das entsprechende Alter erreicht haben, besuchen auch sie einen Kindergarten ganz in der Nähe (Centre Duhinduke im Viertel Buterere).

Die frühere Heimleiterin Apoline Kombozi ist nach einem längeren Krankenhausaufenthalt leider im November an einem Krebsleiden verstorben. Derzeit übernimmt eine der jungen Frauen, die bereits mehrere Jahre mit ihrer Tochter im Heim lebt, übergangsweise ihre Aufgaben. Unterstützt wird sie von zwei neuen Mitarbeiterinnen, einer Sozialarbeiterin und einer Psychologin.