Dorcas war 20 Jahre alt, als sie die einjährige Ausbildung in der Schneiderei Umuderi w’i Burundi begann. Nachdem sie in der neunten Klasse die nationale Prüfung nicht bestanden hatte, musste sie von der Schule und hatte sich für diese Ausbildung entschieden. Als sie von einer Schneiderausbildung bei der Fondation Stamm hörte, die von Burundikids e.V. mit aufgebaut und bis heute unterstützt wird, ergriff sie die Chance, um ihren Traum zu verwirklichen: Nähen lernen.

Ein Jahr lang konnte Dorcas zusammen mit zehn anderen jungen Frauen lernen, wie man mit der Nähmaschine umgeht und Kleidung herstellt. Außerdem half sie bei der Produktion von Taschen, Puppen und einigem mehr. Das Projekt hatte damals finanzielle Unterstützung aus Baden-Württemberg erhalten. Im Februar 2022 erhielt sie ihr Zertifikat und erhielt zum Abschluss eine eigene Nähmaschine.

Seit dem Tod ihres Vaters im vergangenen Jahr ist das Familienleben härter geworden. Dorcas, als ältestes Kind der Familie, das noch im Haushalt der Eltern lebte, kam in die Verantwortung, sich um jüngere Geschwister zu kümmern, als der Vater krank wurde. Die Zeit für ihre Arbeit wurde knapp, gleichzeitig brauchte die Familie Geld für die Medizin. Dorcas, die mit anderen Schneider*innen zusammenarbeitete, konnte irgendwann ihren Beitrag zur gemeinsamen Miete nicht mehr beisteuern. Sie musste gehen.

Heute versucht Dorcas, mit ihrer Leidenschaft und der Nähmaschine ihren Lebensunterhalt alleine zu finanzieren. Sie arbeitet selbständig. Groß ist die Freude, als Issa, einer ihrer früheren Ausbilder der Schneiderei, vorbeischaut. „Diese Ausbildung hat mir geholfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Kein Mann kann mehr versuchen, mich abhängig zu machen, indem er mir falsche Versprechungen macht. Denn trotz dessen, was meine Familie durchgemacht hat, weiß ich, was ich in meinem Leben will und welches Ziel ich erreichen möchte“, zeigt sich die junge Frau selbstbewusst.