Das deutsche Leben hat mich nun wieder im Griff. Seit einigen Wochen bin ich wieder in unserer so friedlich-luxuriösen Welt, die trotz all den Möglichkeiten auf mich etwas kalt und ohne Leben wirkt.

Wo sind all die Kinder? Der Trubel auf den Straßen? Wo sind die träge am Straßenrand sitzenden Frauen mit ihren Körben voller Früchte? Wo ist das chaotische Verkehrssystem? Das Gerufe „Muzungu“ (Weiße) von allen Seiten fehlt mir nicht, ebenso wenig wie die in den vier Monaten spürbar gestiegene Polizeipräsenz.

Ja, wir leben hier schon in einer sehr sorgenlosen Welt.

Wenn ich nun auf meine letzten zwei Monate in Burundi zurückschaue, fühle ich mich sehr erfüllt. Es war eine sehr intensive Zeit, in der ich mich, im Vergleich zu den ersten zwei Monaten, viel mehr individuell um einzelne Kinder und Jugendliche gekümmert habe, mich mehr auch in eine beobachtende Position begeben konnte, um Geschehnisse besser zu verstehen. Eine der beeindruckendsten Zeiten, die ich in meinem gesamten Aufenthalt erlebt habe, waren die knappen drei Wochen in dem Heim in Muramvya. Dort hatte ich die Möglichkeit, das Heimleben rundum miterleben zu können. Wir haben zusammen gespielt, getanzt, gebastelt, Yoga gemacht, Jonglierbälle hergestellt und etwas jonglieren gelernt. Mit den großen Mädchen habe ich Ohrringe und Armbänder fabriziert, während die Jungs sich selber kleine Autos oder Fußbälle gebastelt haben. Ich war fasziniert, besonders von den ehemaligen Straßenkindern, wie sie mit so wenig Material so vielseitige Spielzeuge selbstständig entwickeln können. Wir hatten wirklich eine tolle, für alle bereichernde und lehrreiche, Zeit miteinander.

Auch in den Heimen in Bujumbura war meine zweite Hälfte des Aufenthalts unglaublich spannend: Mit den Frauen konnte ich, durch das gewonnene Vertrauen, anfangen, sie Aktivitäten selbstständiger gestalten zu lassen, in Form von kleinen Präsentationen vor der Gruppe, Diskussionsrunden, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern und ihnen ihr Können bewusst zu machen. Zudem war an meinem Geburtstag ein guter Zeitpunkt für eine Überraschungstour an den Strand für die Mädels vom Heim „Nyubahiriza“, wo wir zusammen mit den Jungs vom Heim „Birashoboka“ gefeiert haben.

Doch nicht nur in den Heimen hat sich viel getan, sondern auch in den anderen Projekten. Beim Besuch der Chirurgen der Deutschen Cleft Kinderhilfe konnte ich bei einer dreistündigen Operation mit dabei sein, was mich unglaublich interessierte. Weiterhin durfte ich mir auch einen Einblick in das Ausbildungszentrum in Kabezi, im Süden Burundis, verschaffen, wo ich zusammen mit den auszubildenden Frauen lernte, wie man Seife herstellt. Einen traurigen Abschied bereiteten mir dann die Bilder und die Gespräche mit den Opfern am Ort der Unwetterkatastrophe vom 29 März…

Mich haben all diese Bilder und Erfahrungen, die Gespräche mit den Kollegen und Freunden, meine burundische Familie, die Arbeit oder besser gesagt „Freudestunden“ mit den Kindern, Jugendlichen und Frauen unglaublich positiv bereichert und mich ein ganzes Stück näher gebracht, zu wissen, was ich im Leben erreichen will. Natürlich waren auch Momente des Frusts oder der Hilflosigkeit dabei, aber niemals stand ich in diesen Momenten alleine oder ohne Unterstützung da. Dafür, und im Allgemeinen, danke ich all den Menschen, die mir zu guten Freunden, Kollegen und zur Familie geworden sind für diese lehrreiche Zeit.

Noémie Hoffmann