Noémie hörte eher per Zufall von Burundi und machte sich schlau über Land und Leute. Dann packte sie das Fieber, in das Land zu reisen. Zeit hatte sie, das Studium hat noch nicht begonnen. Doch sinnvoll wollte sie die Zeit schon nutzen. Und so wandte sie sich an die burundikids. Die vermittelten sie an den Partner vor Ort, die Fondation Stamm. Noémie suchte sich auf eigene Faust eine Unterkunft, bereitete sich vor und… stand plötzlich mitten in Bujumbura, in den Heimen und Schulen der burundikids. Zwei Monate ist sie schon in Burundi, Halbzeit. Per Mail teilte sie uns jetzt ihre ersten Erfahrungen mit:

„Was für ein Glück! Ich habe mit den beeindruckenden Jungs aus dem Straßenkinderheim „Birashoboka“ und den einzigartigen Frauen aus dem Mutter-Kind-Heim „Nyubahiriza “ meine Zeit teilen dürfen! Das wird mir jeden Tag bewusster.

Ich, Noémie Hoffmann, bin 20 Jahre alt und im Freijahr zwischen Schule und meinem bevorstehenden Studium in Kulturanthropologie und Entwicklungssoziologie. Dass ich diese Möglichkeit habe bei der Fondation Stamm praktische Erfahrungen im Rahmen eines Freiwilligendienstes sammeln zu können, macht mich sehr glücklich.

Zwei Monate, die Hälfte meiner Zeit hier in Burundi, sind jetzt schon zu Ende. Ich habe es kaum gemerkt, so viel gibt es hier zu machen, zu erleben und so viel passiert. Im Heim wird ein Kind geboren, ein traumatisiertes Mädchen wird aufgenommen, ein anderes gibt auf. Hochzeiten in meiner Gastfamilie finden statt, im Heim machen wir Mal,- und Bastelprojekte für Partnerschulen in Deutschland, Besucher kommen und gehen und nebenher geht der Alltag noch weiter.

Mein Alltag? Er ist umrundet von Kindern. Morgens mache ich mal Bastelaktivitäten in der Schule „EPCM“ oder in der Vorschule in Buterere. Nachmittags bin ich abwechselnd im Straßenkinderheim oder im Mutter-Kind-Heim. Wir machen Deutsch und Englisch zusammen, Ballspiele am Strand und ein Malprojekt zum Thema Wasser konnten wir jetzt abschließen. Wir diskutieren über Themen wie Respekt, Kulturunterschiede und die Liebe zur Arbeit, machen Sketche und Theateraktivitäten und die Frauen lernen, kleine Präsentationen vor der Gruppe zu halten. Manchmal sitzen wir aber auch einfach nur zusammen, witzeln, sie bringen mir Wörter in Kirundi bei und wir lachen uns über meine Aussprache kaputt. Es hat sich wirklich ein toller Austausch ergeben, den ich sehr schätze.

Wenn ich nun ins Heim komme werde ich mit „Hallo, willkommen! Wie geht’s?“ begrüßt. Ich bin beeindruckt, wie schnell diese Kinder eine so fremde Sprache lernen. Alles, was neu ist, wird sofort aufgesogen.

Nachdem ich nun das Heim schon wie mein zweites Zuhause anerkenne, habe ich zusätzlich das Glück, bei einer burundischen Familie zu wohnen. Als fünftes Kind der Familie (wie sie mich nennen) lerne ich so einiges über die burundischen Familienstrukturen und Traditionen kennen. Ich merke, wie all diese neuen Erfahrungen und Lebensumstände mich wachsen und lernen lassen, auch wenn es mir manchmal schwerfällt, alles Erlebte und Gesehene zu verstehen, zu dokumentieren, zu analysieren. Gerne würde ich mehr erreichen, nützlicher sein. Vielleicht habe ich das Gefühl, den Kindern hier etwas Bleibendes geben zu müssen, ihnen helfen zu wollen. Doch eigentlich sind sie es, die mir so viel geben und von denen ich so viel lerne. Dies zu verstehen ist, glaube ich, einer der wichtigsten Schritte.

Ich freue mich sehr auf die kommenden zwei Monate!“ Noémie Hoffmann