Bericht über unseren Aufenthalt in Burundi
(2.1. – 11.3.2013)

Wir, Peter und Renate Streit, 69 und 67 Jahre alt, sind Anfang Jänner nach Burundi gekommen, um an der Schule Carolus Magnus im Hotelfach- und Tourismus-Zweig zu unterrichten. Wir kamen mit einem etwas flauen Gefühl im Magen, weil wir nicht wussten, was uns erwartete und wir nicht ganz sicher waren, ob wir uns in unserem Alter noch auf so ein „Abenteuer“ einlassen sollten. Außerdem sollten wir in Französisch unterrichten, einer Sprache, die wir ganz gut können, aber in der wir nicht wirklich perfekt sind.

Wir hatten vorab den Lehrplan der 2. und 3. Klasse Hotelfach per email bekommen, wussten aber natürlich nicht, was davon wir dann wirklich brauchen würden. Also versuchten wir, so weit wie möglich alles – in Französisch – vorzubereiten. Wir kamen mit über 20 kg Mappen, Fachbüchern in Französisch und Unterrichtsmaterial an.

Der erste Eindruck war – finster! Der Flughafen wirkte (wir kamen gegen 20 h an) sehr düster, die Straßen zu unserem Hotel waren unbeleuchtet, die Hotelanlage war äußerst spärlich beleuchtet und in unserem Zimmer gab es nur eine einzige Sparlampe an der Decke, die kaum Licht gab. Außerdem war das Zimmer wirklich nur mit dem Allernotwendigsten ausgestattet: Bett, kleiner Tisch, zwei Sessel, eine Kleiderstange. Dementsprechend düster war auch unsere Stimmung am ersten Abend.

Das änderte sich aber sehr schnell: In den nächsten Tagen wurde die Einrichtung unseres Zimmers ergänzt, wir bekamen sogar eine Tischlampe, die „normales“ Licht gab – was eine gute Beleuchtung nicht alles ausmacht! Und wir sahen die Hotelanlage bei Sonnenschein – ein ganz anderer Eindruck!

Wir wurden am zweiten Tag von Verena zu einem ersten Schulbesuch abgeholt – es waren noch Weihnachtsferien, aber einige Lehrer und Helfer und auch Philipp waren in der Schule, um einen Container mit Hilfsgütern, der gerade aus Deutschland gekommen war, auszuladen. Am nächsten Tag machte dann der technische Direktor, Dr. Bonaventure, eine Schulführung mit uns, wo wir auch das Centre Medical nebenan und die Tischlerei sahen.

Wir bekamen unseren Stundenplan ab Montag Tag für Tag – jeweils zwei Stunden in der 1. bzw. 2. Klasse Hotel und Tourismus. Wir stellten jedoch fest, dass wir so nicht mit dem geplanten Programm durchkämen, woraufhin wir für die weitere Zeit einen fixen Stundenplan bekamen.

Unsere ersten Begegnungen mit den Schülern der beiden Klassen waren höchst unterschiedlich: die der ersten Klasse waren von Anfang an sehr offen und lebhaft und arbeiteten mit, bei jenen der zweiten Klasse hatten wir am Anfang das Gefühl, auf Schaumgummi zu beißen. Es kam einfach nichts retour. Aber das änderte sich Gott sei Dank sehr schnell und wir konnten dann mit beiden Klassen sehr gut arbeiten.

Ganz wichtig waren zwei Eigenschaften: Improvisieren-können und Geduld. Für ersteres bin ich ja eher talentiert, aber geduldig sein fiel mir am Anfang nicht gerade leicht.

Ab der dritten Woche war der Praxisraum Dank Verena dann gut ausgestattet: mit Möbeln (Tische und Stühle, ein Schrank), Tischtüchern und einigem an Geschirr, Gläsern und Besteck. Teilweise besorgten auch wir in Bujumbura Dinge, die wir dringend brauchten. Verena brachte immer wieder „Hilfslieferungen“, wir druckten Speisekarten und ein paar Arbeitsblätter für die Schüler aus. Jetzt machte der Unterricht schon richtig Spaß und zwar nicht nur uns, sondern auch den Schülern! Wir spielten mit ihnen Restaurantsituationen durch (Bestellungsaufnahme und anschließender Service, Frühstücksservice aufs Zimmer, eine Hochzeitsgesellschaft mit Sektempfang und Hochzeitstafel) und richteten mit ihnen ein Frühstücksbuffet mit echten Speisen her. Anschließend konnten die Gäste (Verena, Lehrerin Soeur Espérance und der Direktor Dr. Bonaventure) und die Schüler alles selbst verputzen. Es hat allen Spaß gemacht.

Die acht Wochen Unterricht vergingen viel zu schnell, wir hätten „unseren Kindern“ noch viel zeigen können. Aber ich glaube, wir haben zumindest eine Basis gelegt und ihnen die Freude an der praktischen Arbeit vermitteln können.

An unserem letzten Schultag gab es noch eine Abschiedsparty mit Brötchen (von den Schülern hergerichtet) und Getränkebuffet und für uns als Überraschung von den Schülern Lieder und Tänze, eine kleine Dankesrede und zum Abschied eine herzliche Umarmung von allen. Es fiel uns wirklich nicht leicht, Abschied zu nehmen, wir hatten alle schon ins Herz geschlossen und denken auch jetzt noch sehr oft an sie.

Überhaupt sind die Menschen in Burundi sehr freundlich und hilfsbereit. Wenn man bedenkt, dass es eines der ärmsten Länder der Welt ist, ist es überraschend, wie fröhlich die meisten Menschen trotzdem sind!

Wir hatten auch die Gelegenheit, einige von Verenas Projekten mit ihr zu besuchen, wie das Kinderheim in Muramvya, eine Baumschule im Süden und das Straßenkinderheim in Kajaga, wo wir auch eine grandiose Trommelvorstellung sahen.

Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Projekte Verena auf die Beine gestellt hat (natürlich mit Unterstützung ihrer Mitarbeiter, allen voran Philipp) und wie viele Pläne sie noch hat! Wir wünschen ihr, dass sie noch viel davon umsetzen kann und werden versuchen, auch ein bisschen dazu beizutragen.

Alles in allem war es für uns eine sehr schöne und interessante Erfahrung und wir sind sehr froh, dass wir uns entschlossen haben, das „Abenteuer Burundi“ zu wagen!