„Ndabibona!“ – jetzt sieht er es. Pierre ist glücklich, dass der Sehtest erfolgreich verläuft. Der 42-Jährige klagte über Schmerzen in den Augen. Wie noch 40 weitere Kollegen, die wenigsten unter ihnen bislang Brillenträger. Kaum verwunderlich: eine komplette Brille mit Fassung und Gläser kostet in Burundi rund 40 Euro. Also einen halben Monatslohn für die meisten, für manche sogar einen ganzen. Verständlich, dass da die Prioritäten anders liegen. Der erneute, ehrenamtliche Besuch von Anne Ziser, Optikermeisterin aus Eggenstein und Mitglied der burundikids Arbeitsgruppe Karlsruhe, ist da natürlich eine willkommene Möglichkeit.
Nach dem kurzen Besuch beim Augenarzt werde mit dem Rezept in der Apotheke die Brille bestellt, lässt uns Sekretärin Béatrice wissen. „Nach drei Wochen hat man dann seine Brille“, sagt sie, die aus Dubai oder Indien geschickt werde. Allerdings ohne den Augenabstand gemessen zu haben, was bei Anne Ziser Verwunderung auslöst. Insbesondere bei komplizierteren Gleitsichtbrillen. In den vergangenen Jahren testete sie die Jugendlichen in den Heimen und stattete sie mit Brillen aus. Beim diesjährigen Besuch bietet sie ihren kostenlosen Service fürs Personal der Fondation Stamm an.
Mit 300 Brillen reiste sie an, ein gewisser Bestand war noch im Lager vom vergangenen Besuch. Gleich am ersten Tag rund 20 Sehtests, noch mehr am zweiten. „Theoretisch könnten sich die Mitarbeiter der Fondation Stamm mit ihrem Gehalt die Brillen schon leisten“, schreibt unser Mitarbeiter Philipp. Allerdings seien die Lebenshaltungskosten in Burundi sehr stark gestiegen, vor allem für Lebensmittel. „40 Euro für eine Brille sind da schon viel Geld. Die meisten verzichten dann lieber zum Wohl ihrer Familie und nehmen die schlechte Sicht oder gar ständige Kopfschmerzen in Kauf.“ Ein Umstand, den Ziser dieses Jahr geändert hat.
Neben dem Personal testete die Optikermeisterin auch einige wenige der Jungs aus dem Straßenkinderheim, die akut Probleme haben. Und lieferte Sonnenbrillen zum Schutz der Augen der Albino-Kinder im Heim in Kayanza. „Die starke Sonne in Burundi macht fast allen Menschen hier Probleme, auch den jungen“, sagt Ziser. Albinos hätten darunter natürlich doppelt zu leiden. Doch jetzt geht es besser.