Reisebericht – 02/2015 Noémies Halbzeit: ein Erfahrungsbericht

Noémie hörte eher per Zufall von Burundi und machte sich schlau über Land und Leute. Dann packte sie das Fieber, in das Land zu reisen. Zeit hatte sie, das Studium hat noch nicht begonnen. Doch sinnvoll wollte sie die Zeit schon nutzen. Und so wandte sie sich an die burundikids. Die vermittelten sie an den Partner vor Ort, die Fondation Stamm. Noémie suchte sich auf eigene Faust eine Unterkunft, bereitete sich vor und… stand plötzlich mitten in Bujumbura, in den Heimen und Schulen der burundikids. Zwei Monate ist sie schon in Burundi, Halbzeit. Per Mail teilte sie uns jetzt ihre ersten Erfahrungen mit:

„Was für ein Glück! Ich habe mit den beeindruckenden Jungs aus dem Straßenkinderheim „Birashoboka“ und den einzigartigen Frauen aus dem Mutter-Kind-Heim „Nyubahiriza “ meine Zeit teilen dürfen! Das wird mir jeden Tag bewusster.

Ich, Noémie Hoffmann, bin 20 Jahre alt und im Freijahr zwischen Schule und meinem bevorstehenden Studium in Kulturanthropologie und Entwicklungssoziologie. Dass ich diese Möglichkeit habe bei der Fondation Stamm praktische Erfahrungen im Rahmen eines Freiwilligendienstes sammeln zu können, macht mich sehr glücklich.

Zwei Monate, die Hälfte meiner Zeit hier in Burundi, sind jetzt schon zu Ende. Ich habe es kaum gemerkt, so viel gibt es hier zu machen, zu erleben und so viel passiert. Im Heim wird ein Kind geboren, ein traumatisiertes Mädchen wird aufgenommen, ein anderes gibt auf. Hochzeiten in meiner Gastfamilie finden statt, im Heim machen wir Mal,- und Bastelprojekte für Partnerschulen in Deutschland, Besucher kommen und gehen und nebenher geht der Alltag noch weiter.

Mein Alltag? Er ist umrundet von Kindern. Morgens mache ich mal Bastelaktivitäten in der Schule „EPCM“ oder in der Vorschule in Buterere. Nachmittags bin ich abwechselnd im Straßenkinderheim oder im Mutter-Kind-Heim. Wir machen Deutsch und Englisch zusammen, Ballspiele am Strand und ein Malprojekt zum Thema Wasser konnten wir jetzt abschließen. Wir diskutieren über Themen wie Respekt, Kulturunterschiede und die Liebe zur Arbeit, machen Sketche und Theateraktivitäten und die Frauen lernen, kleine Präsentationen vor der Gruppe zu halten. Manchmal sitzen wir aber auch einfach nur zusammen, witzeln, sie bringen mir Wörter in Kirundi bei und wir lachen uns über meine Aussprache kaputt. Es hat sich wirklich ein toller Austausch ergeben, den ich sehr schätze.

Wenn ich nun ins Heim komme werde ich mit „Hallo, willkommen! Wie geht’s?“ begrüßt. Ich bin beeindruckt, wie schnell diese Kinder eine so fremde Sprache lernen. Alles, was neu ist, wird sofort aufgesogen.

Nachdem ich nun das Heim schon wie mein zweites Zuhause anerkenne, habe ich zusätzlich das Glück, bei einer burundischen Familie zu wohnen. Als fünftes Kind der Familie (wie sie mich nennen) lerne ich so einiges über die burundischen Familienstrukturen und Traditionen kennen. Ich merke, wie all diese neuen Erfahrungen und Lebensumstände mich wachsen und lernen lassen, auch wenn es mir manchmal schwerfällt, alles Erlebte und Gesehene zu verstehen, zu dokumentieren, zu analysieren. Gerne würde ich mehr erreichen, nützlicher sein. Vielleicht habe ich das Gefühl, den Kindern hier etwas Bleibendes geben zu müssen, ihnen helfen zu wollen. Doch eigentlich sind sie es, die mir so viel geben und von denen ich so viel lerne. Dies zu verstehen ist, glaube ich, einer der wichtigsten Schritte.

Ich freue mich sehr auf die kommenden zwei Monate!“ Noémie Hoffmann

Reisebericht – 01/2015 Silke Mutter

Bei einer Burundireise im Januar 2015 hatte ich Gelegenheit, verschiedene Projekte der Fondation Stamm zu besichtigen. Verglichen mit anderen Einrichtungen war ich absolut beeindruckt. Verena Stamm lud uns ein, mit ihr nach Gitega zu fahren, um dort die ETO, eine berufliche Schule, anzusehen. Die rund zweistündige Fahrt mit Verena war äußerst informativ, man merkte, dass Verena einen guten Überblick über ihre Projekte und über die Strukturen im Land hat. Sie ist eine geradlinige und sehr strukturierte Frau, was man in diesem Land nicht sehr häufig antrifft.

Sowohl baulich als auch organisatorisch ist die berufliche Schule, an der Veterinäre und IT unterrichtet werden, ein Lichtblick gemessen daran, was wir bislang gesehen hatten. Es wird praxisorientierter gearbeitet als an staatlichen Schulen. Auch wenn die Klassen für deutsche Verhältnisse sehr groß sind, wirkte alles gut organisiert. Für die Veterinäre wurden Hühner und Hasen gehalten, Verena besprach mit der Schulleitung die Anschaffung einer Kuh. Auf der provisorisch anmutenden Sportanlage fand Sportunterricht statt, Schüler joggten auf einer Laufbahn und spielten Fußball. Die IT-Klasse flexte im Hof Baustahl. Da bei dieser Aufgabe keinerlei Schutzbrillen vorhanden waren, versprach Verena der Klasse spontan, welche zu besorgen. Die Klasse bejubelte diese Entscheidung, in Deutschland hätte das ein müdes Gähnen hervorgebracht. Man hatte den Eindruck, Schüler und Lehrer schätzen die ETO. Die Lehrer waren sehr daran interessiert, sich mit uns über Bildungsformen in Deutschland oder der Schweiz zu unterhalten, und das in fließendem Englisch. Wir hatten Englischlehrer an staatlichen Schulen kennengelernt, dort war eine Konversation auf Englisch kaum möglich.

Auf dem Rückweg statteten wir dem Waisenhaus in Muramavya einen kurzen Besuch ab, deren Leiterin krank geworden war. Die Kinder bejubelten unsere Ankunft. Die Mitbringsel wie Luftballons, Seifenblasen, Springseil und Gummitwist bereiteten viel Freude. Auch über Kleidungsstücke waren sie überglücklich, Neid konnten wir nicht feststellen. Drei der Kinder sind Aidswaisen und selbst infiziert, es gibt auch Halbwaisen oder verstoßene Kinder. Dennoch wirkten sie äußerst fröhlich, sie können sich glücklich schätzen, in diesem Heim untergekommen zu sein. Verena beeindruckt uns sehr durch ihre bodenständige Art und auf welche Weise sie mit Kindern umgeht.

Einige Tage später nahm uns Verena mit zum Krankenhaus in Kajaga. Wenige Tage zuvor habe ich mit großem Entsetzen eine andere Krankenstation besichtigt. Wir waren absolut erstaunt, wie vorbildlich diese Klinik für burundische Verhältnisse ausgestattet und geführt wird. Hier roch es nach Desinfektionsmitteln und es gab tatsächlich Krankenbetten mit Nachttisch, vermutlich in Europa ausgemustert. Für Burundi ist das sicher eine gute Ausstattung, wenn auch ein Europäer sich nur im Notfall in solch eine Klinik begeben würde. Wie in anderen Kliniken muss jeder seine Rechnung für die Behandlung selbst bezahlen, daher bleiben Mittellose häufig fern, wenn sie krank sind. Nur Kinder unter 5 Jahren sind generell von den Kosten befreit. Verena erzählte von einer ledigen jungen Mutter, die kurz zuvor entbunden hatte und die Kosten nicht tragen könne. Dies würde eben als Verlust berechnet. Die junge Frau hatte großes Glück und konnte anschließend im Mutter-Kind-Heim in Mutakura untergebracht werden.

Der Kreißsaal mit dem alten Gynäkologenstuhl hat mit europäischen Kliniken zwar eine gewisse Ähnlichkeit, aber es fehlt an Behaglichkeit und Endbindungshilfsmittel zur sanften Geburt um die Geburtsfolgen zu lindern. Vermutlich sind das die geringsten Sorgen in einer burundischen Klinik. Es gibt moderne Ultraschallgeräte und sogar einen Brutkasten für Frühchen! Wir waren begeistert und kamen zu dem Schluss, im Notfall diese Klinik aufzusuchen. Die neue leitende Ärztin war erst seit wenigen Tagen im Dienst und machte einen motivierten Eindruck.

Die benachbarte Schule EPCM ist ein absolutes Musterbeispiel an Ausstattung. Deutsche Firmen haben ihr ausgemustertes Inventar z.B. für das Chemielabor zur Verfügung gestellt. Auch gibt es einen kioskartigen „Bäcker“ im Hofcontainer, der leckere Teigbällchen recht unkonventionell in Fett ausbäckt. Wenn jemand gute Ideen hat, fleißig ist und das an Verena heranträgt, ist man an der richtigen Adresse. Die Anlage wirkt gepflegt, alle Schüler tragen saubere Schuluniformen und Schuhe. An anderen Schulen haben wir viele Schüler verdreckt und barfuß gesehen.

Die Gebäude der EPCM wirken solide gebaut, Sportunterricht findet im staubigen Schulhof statt, nachdem zum Aufwärmen die Schule umrundet wurde. Selbst in der Grundschule wirkten die Kinder offener und nicht eingeschüchtert, was wir an anderen Schulen beobachten konnten. In Kajaga haben wir keinen Lehrer gesehen, der einen Stock hatte – an anderen Schulen schon. Einschüchterungen und der absolute Frontalunterricht ohne Gruppenarbeit und Antworten nur im Chor sind leider noch weit verbreitet in Burundi. Laut Verena kann der dritte Bauabschnitt der Schule hoffentlich in diesem Jahr gebaut werden, so wird es noch weitere Klassenzimmer geben.

Für einen Besuch im Straßenkinderheim fehlte leider die Zeit, aber wir begleiteten Noémie, eine deutsche Freiwillige, die für 4 Monate in dem Straßenkinderheim und im Mutter-Kind-Heim u.a. Deutsch unterrichtet, in letzteres nach Mutakura. Bei der Busfahrt scheint die Armut mit jeder Station zuzunehmen, armselige Hütten, matschige Wege und vermüllte Straßengräben machen es deutlich. Ein Steg dient als Zugang zum bewachten Tor des Mutter-Kind-Heims zu einem kleinen, kargen Innenhof. Die spärlich möblierten Räume, in denen mehrere Mütter gemeinsam mit ihren Kindern schlafen, wirken auf Europäer beklemmend. Der Standard ist bewusst niedrig gehalten, damit sie bei ihrer Rückkehr in ein selbstständiges Leben nicht ein zu hohes Niveau vermissen, das sie möglicherweise nie aus eigener Kraft in diesem Land erreichen können. Eine freundliche Heimmutter betreut die Kinder während die noch jungen Mütter ihren Schulabschluss nachholen.

Die Frauen, die zu alt für die Schule sind, können auf einigen fußbetriebenen Nähmaschinen eine Schneiderausbildung absolvieren. Danach versucht man passende Jobs für die teils sehr jungen Frauen zu finden, damit sie den eigenen Lebensunterhalt für sich und das Kind verdienen können. Auch hier erfreuen Seifenblasen, Luftballons und Wandsticker für die Schlafräume die jugendlichen Mütter und Kinder gleichermaßen. Das Springseil wurde von den Müttern geschickt eingesetzt, es gab Freudengesänge zu Ehren der „Muzungus“. Sie alle strahlen Zufriedenheit aus, denn die Anlage ist für die Frauen mit ihren Kindern ein sicherer Zufluchtsort. Leider akzeptieren große Teile der burundischen Gesellschaft keine ledigen Mütter, selbst von der eigenen Familie werden sie verstoßen. Hier sind sie jedenfalls sicher aufgehoben und werden gut versorgt.

Bei anderen, vergleichbaren Hilfsprojekten in Burundi reicht meine Einschätzung von entsetzt bis ganz ordentlich. Häufig fehlte es an kompetenter Führung. Einige Male musste ich beobachten, dass mit Kindern grob umgegangen wird, ob im familiären Bereich oder in Schulen, Waisenhäusern u.dgl. In Einrichtungen der Fondation Stamm war das Gegenteil der Fall. Die Projekte der Fondation Stamm fallen durch den geregelten Ablauf und transparente Strukturen auf, vielleicht ist ein Hauch von deutscher Gründlichkeit dabei. Die Menschen wirken herzlich und motiviert, von Einschüchterung ist nichts festzustellen.

Silke Mutter

Das gesamte Blog von Silke Mutter gibt es auf https://burundihilfe.wordpress.com/blog/

Reisebericht – 03/2014 Christina und Wolfgang Kiesel

Bei den Burundikids

Ein Bericht von Dres. Christina und Wolfgang Kiesel

Die Klinik „Centre Médical Hippocrate“ hatte uns, zwei rheinland-pfälzische Zahnärzte, vom 26.02.2014 bis 05.03.2014 zu Gast. Nach langer Vorbereitungszeit, in der burundikids eine Behandlungseinheit anschaffte, Herr Dr. Peter Häufel bei der deutschen Bundeswehr eine große Anzahl an zahnärztlichen Instrumenten aus einem Feldlazarett beschaffte und wir ebenfalls eine Menge chirurgischer Instrumente und Materialien von Kollegen und Herstellern organisierten und von uns beisteuerten, konnte die weite Reise beginnen. HHN (Human Help Network e.V.) hatte freundlicherweise die Reisekosten übernommen sowie einen kleineren Teil für noch fehlende Instrumente bezahlt.

Am Flughafen in Bujumbura wurden wir von Verena und ihrem Mann Benoit Ndorimana abgeholt und zu unserem Quartier gebracht. Da ich sehr oft durch meine Anwesenheit elektrische Geräte zur Verzweiflung treibe, hat mir meine Frau mitgegeben nichts zu tun, was diese zum Streik treiben würde. Als wir das Haus betraten, fiel just in diesem Moment der Strom aus. Ich schwöre nichts angefasst zu haben.

Am ersten Tag war nach dem Auspacken die Übergabe aller Geräte, Instrumente und Materialien an Verena angesagt. Für die Behandlung wurde uns der OP-Raum der Klinik zur Verfügung gestellt.

Nach der Umorganisation des Raumes zur Zahnarztpraxis, Desinfektion und Sterilisation aller Instrumente konnte es am nächsten Tag losgehen. Als wir am Morgen in der Klinik ankamen, war der Flur des CMH voll besetzt mit wartenden Patienten. In unserem „bloc opératoire“ wartete auch schon der erste Patient: Ein kleiner Frosch! Nachdem wir ihn in die Freiheit entlassen hatten, war die recht große Anzahl an Patienten zur Behandlung dran.

Wir versorgten insgesamt über 100 Patienten, hauptsächlich chirurgisch. Mittels des vorhandenen Blutentnahmestuhls und bequemen Behandlungsstühlen waren wir voll funktionstüchtig eingerichtet. Nur in Sachen Licht waren wir zuerst mit einer Taschenlampe und später mit einer Lampe aus der Gynäkologie bestückt – was dazu führte, dass sich die Behandlungen teilweise etwas schwierig gestalteten.

Im Vorfeld hatten wir allerdings nicht damit gerechnet, dass bei den strahlend weißen Frontzähnen die Patienten so viele tief zerstörte Seitenzähne aufweisen würden. Dies bedeutete, dass wir hauptsächlich chirurgisch tätig waren. Durch die vergleichsweise einfache Ausstattung führte dies dazu, dass wir für die chirurgische Behandlung viel Zeit brauchten. Leider stellte sich hier heraus, dass die Behandlungseinheit für einen Dauerbetrieb zu schwach ausgelegt ist und vor allem die Absaugung bei größeren chirurgischen Behandlungsmaßnahmen sehr zu wünschen übrig ließ. Bei allen Behandlungen assistierten uns die einheimischen Ärztekollegen Frau Dr. Ariane Dora Niteka und Dr. Bonaventure Hwehure. Sie fungierten auch als unsere Dolmetscher und betreuten uns liebevoll. Außerdem assistierten Schüler der benachbarten Schule EPCM in Vierergruppen sehr aufmerksam und interessiert bei den Abläufen der zahnärztlichen Behandlung.

Zusätzlich wurde für die Schüler der EPCM an zwei Nachmittagen ein Vortrag über die Anatomie der Zähne, Zahnerkrankungen und deren Folgen für den menschlichen Organismus gehalten. Für die Teilnahme an dieser Fortbildung erhielten alle ein Teilnahmezertifikat.

Am Samstag, 29.03.2014, besuchten wir mit Verena ein Kinderheim für Albinos in Kayanza. Vorher wurden wir Emmanuel, einem ehemaligen Straßenkind vorgestellt, der es Dank einer Schulausbildung zu einem eigenen Frisörsalon brachte.

Im Kinderheim wurden wir sehr freundlich mit Tänzen begrüßt. Die Kinder und einige Eltern, die zur Feier des Tages ebenfalls anwesend waren, freuten sich riesig über die Mitbringsel. Insbesondere die mitgebrachten Mainzelmännchen des ZDF waren sehr beliebt. Bei den Zahnputzübungen waren alle mit großem Einsatz dabei.

In den Tagen in Burundi konnten wir vielen Patienten helfen, die teilweise schon jahrelang an Beschwerden im Mundbereich litten. Die Wiederholung eines solchen Einsatzes erscheint für die Menschen vor Ort absolut sinnvoll. Aus zahnmedizinischer Sicht wäre jedoch eine Aufrüstung der Behandlungseinheit notwendig, um die Patienten effektiver versorgen zu können. Eine Ausweitung der Behandlungsmöglichkeiten im Bereich Endodontie wäre für die Patienten von großem Vorteil, bedeutet aber große finanzielle Aufwendungen im Vorfeld. Um jedoch die Notwendigkeit der zahnärztlichen Behandlungsbedürftigkeit zu reduzieren, müsste unbedingt eine Prävention gegen Zahnerkrankungen im Kindes- und Schulalter eingeführt werden. Diese Maßnahme hätte den Vorteil, dass keine großen finanziellen Mittel aufgewendet werden müssten; lediglich Manpower wäre notwendig. Durch diese Maßnahme könnte auf lange Sicht die große Anzahl an chirurgischen Behandlungen im Erwachsenenalter deutlich reduziert werden.

Während des gesamten Aufenthaltes wurden wir von Familie Stamm/Ndorimana und allen Mitarbeitern des Centre Médical Hippocrate und der Ecole Polyvalente Carolus Magnus hervorragend betreut und verpflegt. Es wurde uns eine Herzlichkeit und Freundlichkeit entgegengebracht, die wir so nicht erwartet hatten. Hierfür sagen wir Danke!

Reisebericht – 04/2013 Nadine van Huuksloot

Mein Name ist Nadine van Huuksloot. Ich bin Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und 24 Jahre alt. Mein erster Aufenthalt in Burundi begann im Juli 2007. Im Rahmen meines Studiums der Sozialen Arbeit absolvierte ich mein Praxissemester bei der Fondation Stamm. Geplant war ein Aufenthalt von vier Monaten. Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass mir dieser kurze Zeitraum nicht genügen würde. Ich war vollauf mit einem neuen Straßenkinderprojekt der Fondation beschäftigt und beschloss auch die Semesterferien für die Arbeit zu nutzen. Somit reiste ich erst im März 2008 wieder nach Deutschland zurück. Während dieses ersten Aufenthaltes habe ich die Organisation gut kennen gelernt. Gemeinsam mit 80 Waisenkindern lebte ich im Centre Uranderera. Dies ermöglichte mir den direkten Zugang zu den Kindern und Mitarbeitern.

Das Straßenkinderprojekt entwickelte sich immer weiter und führte unteranderem zu der Gründung eines Bureau d’écout in Buterere. Meine einheimischen Kollegen und ich nahmen Kontakt zu den dort lebenden Familien auf. Bis heute werden Bedürftige in dem Viertel von der Fondation Stamm durch die Vergabe von Mikrokrediten unterstützt.

Meine zweite Reise nach Burundi unternahm ich von Juli 2008 bis September 2008. In dieser Zeit unterstützte ich die Familienrückführung von Straßenkindern.

Die dritte Reise diente mehr den Recherchen für meine Diplomarbeit. Von Ende Februar bis Anfang Mai 2009 besuchte ich verschiedene Mikrofinanzinstitutionen, und führte Interviews mit Angestellten und den Mikrokreditempfängerinnen durch. Außerdem besuchte ich einige Selbsthilfegruppen im Süden des Landes. Dieses Projekt wird von der Kindernothilfe finanziert und dient der Förderung von Gemeinschaft und Mitspracherecht der Bevölkerung auf kommunaler Ebene. Insgesamt verhinderten meine Recherchen leider eine intensive Mitarbeit bei der Fondation Stamm. Trotzdem besuchte ich die Heime und auch das Projekt in Buterere. Wer mehr zu meinen Erlebnissen und Abenteuern in Burundi lesen möchte, beginnt am besten auf dem Blog: emulbrettubgoesafrika.wordpress.com und liest dann weiter auf dem Blog: nadineinburundi.wordpress.com

Nach meiner Rückkehr schrieb ich meine Diplomarbeit zum Thema „Hilfe für den Einzelnen als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit in Zentral Afrika – Mikrofinanz in dem Nachkriegsland Burundi“ und beendete mein Studium im August 2009.

Meine Zeit in Burundi war durch positive, wie auch schockierende und tragische Ereignisse geprägt. Ich lernte eine fremde Kultur kennen und erfuhr unglaublich viel über das Leben der Menschen dort. Es ist wohl offensichtlich, dass ich das Land und die Menschen lieben gelernt habe. Für mich stand fest, dass ich mir eine Aufgabe im Bereich Entwicklungszusammenarbeit suchen würde. Somit durchstöberte ich die Internetseiten jeglicher Personaldienste in diesem Bereich. Im Juni stieß ich auf ein Stellenangebot in Burundi. Generell ist es als Berufseinsteiger unglaublich schwierig eine Stelle in der Entwicklungszusammenarbeit zu bekommen. Ich hatte Glück, denn die ausgeschriebene Stelle war die einer Juniorfachkraft. Der Personaldienstleister der Katholiken, die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) suchte eine Juniorfachkraft für zwei Jahre, zur Unterstützung des ZFD-Koordinators in Bujumbura. ZFD bedeutet Ziviler Friedensdienst. Er ist im Grundsatz konzipiert als Einsatz von entsprechend qualifizierten Fachkräften. Die Aufgaben im Rahmen des ZFD unterscheiden sich von den herkömmlichen Aufgaben der Entwicklungsdienste durch gezielte Maßnahmen zur Förderung des gewaltfreien Umgangs mit Konflikten und Konfliktpotentialen. Meine Aufgaben im Rahmen des ZFD liegen insbesondere in folgenden Bereichen:

  • Stärkung von Friedenspotentialen; vertrauensstiftende Maßnahmen zwischen Angehörigen von Konfliktparteien; Aufbau von Informations- und Bildungsstrukturen und -programmen zur Bekanntmachung und Erklärung der Friedensaktivitäten und zum Abbau von Vorurteilen und Feindbildern.
  • Vermittlung bei Konflikten zwischen Angehörigen von Interessengruppen, Ethnien, Religionen; Mitwirkung bei der Beobachtung und Förderung der Menschenrechts- und Demokratiesituation;
  • Beiträge zur Versöhnung und dem Wiederaufbau (einschließlich der Unterstützung von Verwaltungsaufgaben auf kommunaler Ebene) (Quelle: BMZ Spezial Nr.006, Herausgegeben vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit).

Zurzeit befinde ich mich noch in der Vorbereitung. Sie endet im September 2010 und beinhaltet die Teilnahme an Seminaren zum Thema. Ich kann es kaum erwarten wieder nach Burundi zurückzukehren. Die Mitarbeiter und die Kinder der Fondation Stamm fehlen mir sehr und ich freue mich darauf, die Menschen im Land beim Aufbau des Friedens unterstützen zu können.

Verena Stamm und ihre Fondation waren der Auslöser für meine Berufswahl und haben es mir ermöglicht meinen Horizont zu erweitern und meine Augen für die Bedürfnisse und Sorgen der Menschen in der Welt zu öffnen. Wiedermal liegt eine spannende Zeit voller Herausforderungen vor mir.

DANKE!

Reisebericht – 04/2013 Claire Born

Mein Name ist Claire Born, ich bin 21 Jahre alt und studiere im zweiten Semester Politische Wissenschaften an der Uni Heidelberg. 2008/09 habe ich zusammen mit Anna, Johanna und Cornelius ein Jahr in der Fondation Stamm in Burundi verbracht.

In dieser Zeit war ich hauptsächlich in den drei Heimen in Bujumbura beschäftigt, gab Computer- und Englischunterricht sowie Nachhilfe und gestaltete zusammen mit meinen Mitfreiwilligen die Freizeit der Heimkinder. Dabei wurde gespielt, gebastelt, herumgealbert, diskutiert, usw. Im Mutter-Kind-Heim betreute ich die jungen Mütter mit ihren Kleinkindern und kümmerte mich um die Produktion in der Nähstube.

Claire mit Kindern aus dem Centre Uranderea
Zu den einprägsamsten Erlebnissen gehört für mich ein zweiwöchiger Aufenthalt im Kinderheim in Ngozi, im Norden des Landes, da ich mit den 12 Jungs dort sehr schnell ein inniges Verhältnis aufbauen konnte. Im Großen und Ganzen würde ich meine Arbeit als Betreuung von Kindern und Jugendlichen beschreiben. Mit der Zeit wurden wir Freiwilligen zu einer Anlaufstelle, um über Probleme und Ängste zu sprechen, aber auch um sich über die Kulturen und Traditionen auszutauschen. Die Geschichten und Gefühle, die sich mir offenbarten, sind bis heute unvergessen.

Ich habe in diesen 12 Monaten vor allem gelernt umsichtiger zu sein, und dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, ohnehin äußerst schwer in einem Land wie Burundi – mit einer Kultur, Tradition und Sprache so unterschiedlich von der eigenen – umso härter ist.

Dennoch vermisse ich die Arbeit mit den burundischen Kindern und Jugendlichen und die dort gewonnenen Freunde sehr und blicke jeden Tag auf die vielen wertvollen Momente zurück, die ich im Herzen Afrikas erleben durfte und hoffe, dass es mir bald möglich ist für einen Besuch zurückzukehren.

Reisebericht – 04/2013 Julia

Hallo und „amahoro“ an ALLE, die sich für burundikids interessieren!

Ich bin Julia, eine von den ersten vier Freiwilligen, die in der „Fondation Stamm“ gearbeitet haben. Zusammen mit Lena, Marie und Philipp habe ich von September 2006 bis August 2007 einen meiner vielleicht schönsten, prägendsten und intensivsten Lebensabschnitte verbracht.

Noch immer lassen mich die Erfahrungen, die ich in diesem kleinen Land in Mittel/Ost- Afrika gemacht habe nicht los, denn in der dort verbrachten Zeit ist Burundi wie zu einer zweiten Heimat geworden. Dazu haben sicher auch Verena (die Gründerin und Leiterin der Fondation Stamm) und ihr burundischer Mann Benoit beigetragen, von denen es in diesen Monaten unglaublich viel Unterstützung gab, als Ersatzfamilie. Ja, und natürlich „unsere“ Kinder…das was man selbst geben konnte, bekam man 1000fach zurück.

Wer Lust hat mehr über meinen Aufenthalt, meine Arbeit, meine Erfahrungen und Emotionen zu lesen, der bekommt unter www.burundibar.blogspot.com Einblicke in eine ganz andere Welt. Die vielen positiven und auch negativen Erlebnisse bannen mich bis heute.

Julia im Straßenkinderheim „Birashoboka“ in Burundi
Zusammen mit den Kindern des „Centré Uranderera“ haben wir gewohnt, gelebt, gelacht und geweint. Dort waren wir einfach da, als Ansprechpartner, Spielgefährte, Ersatzmama, Krankenschwester und vieles mehr. Irgendwie haben wir dazugehört: zu der großen „Familie“ von über 60 Kindern. Besonders gern habe ich die Arbeit im Straßenkinderheim „Birashoboka“ gehabt und den dazugehörenden Gitarrenunterricht. Einige der Jungs sind sehr begabt und es war schön zu sehen, dass ich ihnen etwas anderes bieten konnte, als sich auf der Straße die Zeit zu vertreiben. Diese Jungs haben einen unglaublich großen Ehrgeiz Neues zu lernen. Ganz anders als in Deutschland. Es war für sie ein großes Geschenk, Unterricht, egal von welcher Sorte, zu bekommen. Trotz allem, was sie in ihrem kurzen Leben bereits erlebt haben und mit ansehen mussten. Viele von ihnen sind ehemalige Kindersoldaten, ihr Lebensmut ist ungebrochen und der Blick richtet sich immer nach vorn!

Regelmäßig habe ich zudem, zusammen mit Marie, Zeit in der von burundikids erbauten Schule „Carolus Magnus“ verbracht. In der 3. und 8. Klasse unterrichteten wir Musik, wobei auch das Musical „Der Regenbogenfisch“ entstand. Für die Drittklässler war dies wohl eine ereignisreiche Zeit. Sie liebten es die selbst genähten farbenfrohen Kostüme zu tragen und zur Musik zu tanzen und zu singen. Und auch einmal vor Publikum zu zeigen was man kann, war etwas Besonderes. Viele weitere Aufgaben gehörten zu unserem Leben in Burundi: die Unterstützung des Kindergartens im Mutter- Kind Heim, in den Heimen auf dem Land und bei den Pygmäen etc.

Und heute… Nach dem Jahr in Burundi habe ich ein Studium im Fachbereich Heilpädagogik in Berlin begonnen. Dort wohne ich nun immer noch, zusammen mit meinem Freund. Zwischenzeitlich hatte ich einen kürzeren zweiten Aufenthalt in Burundi und ein Semester in Schweden und viel in Gedanken an Burundi.

Ich würde es immer wieder so machen: nach Burundi gehen, selbst etwas mit- und einbringen, sich dafür einsetzen….erlebt man einmal so ein Leuchten in den Augen der Kinder und ein Lächeln, das mitten im Herz ankommt, dann bleibt es da und lässt einen nie mehr los!

09/2018 Dr. Peter Häufel und Thomas Kohl
05/2015 Noémie zurück in Deutschland
02/2015 Noémies Halbzeit: ein Erfahrungsbericht
Claire Born
Nadine van Huuksloot
Marie Kirch
Julia Michauk
Ruth Nießen
Anna Schulz
Johanna Seitz