Elysé

Früher war er selbst im Heim. Damals ging er wieder zur Schule: Elysé. Er lernte fleißig und schaffte es sogar auf die Universität. Dank der Unterstützung eines Stipendiums konnte er das Studium erfolgreich abschließen und fand im Anschluss Arbeit – in einem Lernzentrum der englischen Sprache in Bujumbura, Burundis größte Stadt.

Ein junger Mann kommt ins Büro und stellt sich vor, er würde gerne anbieten, den Kindern im Centre Birashoboka Englisch beizubringen – es ist Elysé! Haben wolle er dafür nichts, sagt er, lediglich wäre es gut, wenn man ihm mit dem Geld für den Bus ins Heim helfen könnte. Gesagt, getan: das Engagement des jungen Mannes möchte wir unbedingt fördern und unterstützen.

Beim Besuch im Heim gab es dann direkt eine Kostprobe: einige der Kids stellten sich vor und machten Konversation auf Englisch, sichtlich stolz – genauso wie ihr Lehrer, Elysé. Danach ging’s ab an die Trommeln.

Ganz kostenlos sollte er es aber nicht anbieten. Zum Busgeld oben drauf gab es ein Honorar, um seine Lebenshaltungskosten zu decken, während er sich für die Kids von heute einsetzt. Fair ist fair.

Danke, Elysé!

Neuanfang in Birashoboka

Das Kinderheim Centre Birashoboka im Viertel Kajaga – direkt außerhalb der Stadt Bujumbura – beherbergt derzeit 42 Kinder und Jugendliche und ist damit ziemlich ausgelastet. Das Heim nimmt Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen auf, darunter unbegleitete Kinder, Straßenkinder, Vollwaisen, Kinder ohne bekannte Familienangehörige, Opfer von Menschenhandel, verlassene Kinder und Minderjährige, die straffällig geworden sind – oder denen das zumindest vorgeworfen wird. In der Regel sind alle Plätze belegt. Die Betreuung der Kinder erfolgt durch qualifiziertes Personal, das den jungen Bewohnern hilft, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und ein neues Leben zu beginnen. Manche von ihnen bleiben nur kurz, quasi in Transit, andere bleiben länger, bis sie die Schule abschließen können.

Ein zentraler Aspekt der Arbeit im Heim ist die Wiedereingliederung der Kinder in die Gesellschaft durch schulische Bildung und handwerkliche Ausbildung. So lernen die Kinder Berufe wie Schreiner oder Schweißer, die ihnen helfen, ein unabhängiges Leben zu führen. Darüber hinaus spielt das Erlernen des traditionellen Trommelns eine wichtige Rolle, um Gemeinschaftssinn und gegenseitige Unterstützung zu fördern.

Neu im Heim ist beispielsweise Japhet, ein 16-jähriger Junge, der nach acht Monaten im Jugendgefängnis ins Heim kam. Er soll nur kurz bleiben. Japhet war wegen Diebstahls und Sachbeschädigung inhaftiert, beteuert jedoch seine Unschuld. Während seiner Zeit im Gefängnis lernte er das Schweißen. Eine Fähigkeit, die ihm nun helfen wird, seinen Lebensunterhalt zu sichern und seine Familie zu unterstützen. Er wird bald das Heim wieder verlassen und bei seiner Cousine wohnen, die bereit ist, ihn aufzunehmen.

Ein weiteres Beispiel ist Usaïmini, ein 12-jähriger Junge, der nach der Trennung seiner Eltern von zu Hause weggeschickt wurde. Er wanderte zu Fuß von Kayanza, im Norden Burundis, nach Bujumbura, wo er schließlich im Kinderheim Birashoboka aufgenommen wurde. Usaïmini wünscht sich, wieder zur Schule zu gehen, was ihm ab September ermöglicht wird. Er wird voraussichtlich länger bleiben.

Ein besonders berührender Fall ist der von Olivier, einem 8-jährigen Jungen, dessen Mutter wiederholt wegen des Verkaufs von verbotenen Substanzen inhaftiert wurde. Olivier lebte zeitweise mit seiner Mutter im Gefängnis, bevor er ins Heim kam. Seit er in Birashoboka lebt, besucht er wieder die Schule und geht in die erste Klasse. Doch oft sehnt er sich danach, seine Mutter im Gefängnis zu sehen.

Burundikids e.V. unterstützt das Heim seit seiner Gründung 2003.

„Mpox“ in Burundi

Nach dem erneuten Ausbruch der „Mpox“ („Affenpocken“) in der Demokratischen Republik Kongo hat das burundische Gesundheitsministerium erste Fälle der tödlichen Krankheit auch in Burundi gemeldet. Entsprechende Proben seien im Labor positiv getestet worden.

In derselben Mitteilung ruft das Ministerium zur Vorsicht auf und dazu, Hygienemaßnahmen einzuhalten.

In den Kinderheimen wurden sofort Maßnahmen ergriffen, wie hier im Centre Birashoboka: jeder, der ins Heim kommt, muss Hände waschen. Außerdem wurden die Kinder und Jugendlichen vom Personal für die Lage und potentielle Gefahr sensibilisiert.
In den Schulen ist derzeit noch nichts los – es sind noch Ferien.

Überschwemmungen in Burundi

Erneut leidet Burundis Bevölkerung unter Wetterextremen: nach Starkregen laufen die Flüsse über, der Wasserstand des Tanganyikasees steigt in historisch gefährliche Höhe, Hügel rutschen ab, Stürme und sogar Hagel.

Laut offizieller Angaben der burundischen Regierung und der Vereinten Nationen (VN) sind aktuell über 200.000 Menschen von den Folgen betroffen. Ackerflächen sind verwüstet, Wohngebiete sind zerstört oder stehen noch unter Wasser – auch Schulen und Gesundheitszentren.

Besonders getroffen hat es erneut die Region Mutimbuzi, zwischen der größten Stadt Burundis – Bujumbura, selbst in einigen Wohnvierteln überschwemmt – und der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. In den Orten Kajaga und Gatumba liegen die Schulen, die BURUNDI KIDS unterstützt, sowie das Krankenhaus Hôpital Hippocrate de Kajaga (HHK).

Die EPCM (Ecole Polyvalente Carolus Magnus) in Kajaga ist nicht betroffen. Zwar kam das Wasser gefährlich nahe ans Schulgelände, doch hatte die Direktion vergangenes Jahr bereits Maßnahmen getroffen, die ohnehin hohen Fundamente und Gebäude zu schützen. Das Wasser stieg glücklicherweise nicht weiter an. Anders beim Krankenhaus HHK, wo das Wasser an den Grundstücksmauern steht und nicht schnell abfließen kann.

Die EPCM am Standort Gatumba war zwischenzeitlich nur schwer erreichbar. Die Direktion teilte mit, dass die Kinder teilweise durchs Wasser getragen werden mussten, um zur Schule zu kommen, bis die Schule eine Brücke aus Sandsäcken errichtete. Zwischenzeitlich stand auch Wasser auf dem Schulhof, welches jedoch binnen kurzer Zeit wieder versickerte.
Der wesentlich größere EPCM-Standort in Kajaga hatte bereits signalisiert, die Klassenräume für die Schüler*innen aus Gatumba zur Verfügung stellen zu können, um nachmittags den Fortgang des Unterrichts zu gewährleisten.

Betroffen ist ebenfalls das Heim Birashoboka, das in Kajaga liegt. Dort leben derzeit 42 Jungen. Zwar ist das Heim nicht direkt überschwemmt. Der hohe Grundwasserspiegel führt aber dazu, dass die Sickergruben schnell(er) volllaufen und öfter geleert werden müssen, um einer hygienisch gefährlichen Situation vorzubeugen.

Burundi gehört nach Angaben der VN zu den 20 durch den Klimawandel am meisten gefährdeten Ländern. Viele Menschen in Burundi hoffen nun auf die baldige Trockenzeit, die ggf. für etwas Entspannung der Lage sorgen wird. Die Familien in Not, die alles im Wasser verloren haben, bleiben auf Hilfe angewiesen.

Infos von Stipendiat Jean Pierre

Stipendiat Jean Pierre schickte wieder Neuigkeiten aus Cotonou, Benin. Er studiert dort an der Université d’Abomey Calavi (UAC) an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften Anästhesie-Reanimation.

Das Studienprogramm sei straff organisiert, schreibt er. Täglich viele Kurse, die auch regelmäßig in Examen abgefragt werden. Nachmittags und abends verbringt er meistens in der Bibliothek, um Rechercheaufgaben nachzugehen und Präsentationen vorzubereiten – meistens in Gruppen mit anderen Studierenden. „Bald werden wir mit Praktika in den verschiedenen Krankenhäusern in Cotonou und wahrscheinlich auch im Landesinneren beginnen. Das wird Gelegenheit für mich sein, meine Kenntnisse anzuwenden und meine Erfahrung im Bereich Anästhesie und Reanimation zu verbessern“.

Zwischenzeitlich gab es auch auf politischer Ebene eine Neuerung: Burundi und Benin haben sich angenähert und gegenseitig für ihre Landsleute Visafreiheit vereinbart. Das kommt Stipendiat Jean Pierre natürlich gelegen – ein administrativer Aufwand weniger zu bewältigen.

Das Vollstipendium wird ermöglicht durch die Finanzierung von Beta Humanitarian Help e.V. In einer Nachricht an den Chirurgen und Leiter von Beta, Dr. Daniel Sattler, wünscht er ihm und dessen Team viel Erfolg beim nächsten geplanten Einsatz in Burundi. Sattler hatte mit Jean Pierre bei vergangenen Einsätzen bereits im Hôpital Hippocrate de Kajaga (HHK) zusammengearbeitet und ihn kennengelernt. Daraus war die Idee des Stipendiums und der Weiterbildung entstanden.

Neues von Stipendiat Jean Pierre

Unser Stipendiat Jean Pierre Maherezo, der Dank der Unterstützung der Partner*innen von Beta Humanitarian Help e.V. die Universität in Cotonou, Benin, besucht, schrieb uns eine Mail:

„Heute kann ich Sie über meine Situation in Benin informieren, nachdem ich das Zulassungsverfahren für die Ausbildung abgeschlossen habe. Dieser Prozess hat leider sehr lange gedauert und praktisch die gesamte Zeit in Anspruch genommen, die ich seit dem 16. Oktober 2023 in Benin verbracht habe.

Für Dienstag, 18. Oktober 2023, waren Eingangsprüfungen angesetzt, was mich dazu veranlasst hatte, meine Reise nach Cotonou früher anzutreten als ursprünglich geplant. Wir absolvierten zuerst einen schriftlichen Test und danach ein Interview. Ich habe mein Wissen und meinen Erfahrungsschatz, den ich im Hôpital Hippocrate de Kajaga (HHK) erworben hatte, genutzt, sodass die Prüfer*innen mir gleich nach dem Interview bestätigten, dass ich bestanden habe. Ich bin für die Arbeit im HHK deshalb sehr dankbar!

Die Auswahl war sehr streng. Für den Fachbereich Anästhesie waren wir über 250 Bewerber*innen und nur 33 wurden ausgewählt (Inländer und Ausländer zusammen). Viele Kongoles*innen, Burkinabé, Togoles*innen….. mussten nach Hause zurückkehren, weil sie die Prüfungen nicht bestanden hatten, und auch eine große Anzahl von Beniner*innen hatte keine Chance, die Prüfungen zu bestehen. Sie sehen, wie sehr diese Universität die Leistung und das Wissen in den Vordergrund stellt, im Gegensatz zu einigen anderen Institutionen. In dieser Universität geht es um den, der will und kann. Ich bin froh, zu den glücklichen Auserwählten zu gehören, die eine Zukunft vor sich sehen. Ohne die bisherige Unterstützung wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin.

Ich musste bei meiner Ankunft im Bildungsministerium von Benin mehrere akademische Dokumente beantragen, um meine Abschlüsse aus Burundi zu beglaubigen, darunter Äquivalenzbescheinigungen sowie andere administrative Dokumente, die erforderlich sind, um sich in Benin niederlassen zu können und ein Bankkonto zu eröffnen.

Das Leben hier in Cotonou ist teuer, aber dank der unerschütterlichen Unterstützung von Burundikids e.V. gelingt es mir, mich daran anzupassen. Ich habe die zwei Monate, die ich bisher in Cotonou verbracht habe, genutzt, um mich einzurichten, um dafür während der Kurszeiten keine Zeit zu verlieren. Ich gewöhne mich leicht an die Umgebung, vor allem, weil das Klima dem von Bujumbura ähnelt, und passe mich gut an die neue Gesellschaft, ihre Umgangsformen, ihre Ernährung usw. an.

Der eigentliche Unterrichtsbeginn fand am Freitag, den 15. Dezember 2023 statt, also genau zwei Monate nach meiner Ankunft in Cotonou. Die Verzögerung und Verschiebung des Beginns des akademischen Jahres ist darauf zurückzuführen, dass die Universität auf die ausländischen Bewerber*innen warten musste, um die Tests mit den anderen zu absolvieren.

Ich werde Sie nach und nach über den Verlauf meiner akademischen Ausbildung auf dem Laufenden halten.

Nochmals vielen Dank!“