Mit einem „Herz für Kinder“

Nach wie vor leben 6.500 Menschen im Lager Sobel, weil sie aufgrund der Überschwemmungen der vergangenen Jahre nicht mehr zurückkehren können. Der Großteil von ihnen sind Kinder. Und denen kommen wir mit Unterstützung von Ein Herz für Kinder und den tatkräftigen Kolleg*innen der Fondation Stamm zu Hilfe.

In regelmäßigen Abständen verteilen die Mitarbeiter*innen Lebensmittelrationen (v.a. Grundnahrungsmittel Mais, Reise, Bohnen) und Güter des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Matratzen, Decken und Kleidung, oder Schulmaterial. Auch Hygieneartikel werden ausgegeben, zum Beispiel Seifen oder Binden für Mädchen.

 

Leben im Camp mit Handicap

Das Leben im Flüchtlingslager Sobel ist ohnehin hart genug. Besonders hart trifft es zusätzlich Menschen, die mit einer Behinderung leben müssen – auch Kinder.

Das medizinische Team der Fondation Stamm sichert im Lager die medizinische Grundversorgung. Auch Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen suchen dort Hilfe. Um ihnen die notwendige, individuelle Hilfe zukommen zu lassen, sind jedoch weitergehende Untersuchungen notwendig – bis hin zur Herstellung angepasster Prothesen und Hilfsmittelt.

Kürzlich hat das Team neun Kinder vom Lager Sobel in eine spezialisierte Einrichtung in der Stadt Bujumbura verlegen können: das Internationale Orthopädische Zentrum, das orthopädische Geräte und Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen herstellen kann. „Menschen mit Behinderung benötigen nicht nur unsere Hilfe“, sagt ein Mitarbeiter des Zentrums bei Ankunft der Kinder, der ihnen sichtlich Mut macht. „Sie können selbst einen aktiven Beitrag zur weiteren Entwicklung des Landes beitragen und Berufe ausüben.“ Daraufhin begannen die Untersuchungen, Messungen und sogar schon die ersten Physiotherapien.

Hilfsgüter für Flüchtlingskinder in Sobel

Seitdem die Opfer der Fluten in der Region Gatumba – am Tanganyikasee, nordwestlich der Stadt Bujumbura und nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo – im Lager Sobel untergebracht wurden, helfen Burundikids e.V. und der lokale Partner, Fondation Stamm, den Betroffenen kontinuierlich. Derzeit leben dort rund 6.500 Personen, darunter auch Menschen mit Behinderungen.

An erster Stelle steht im Lager die medizinische Versorgung der Familien. Das mobile Ärzteteam der Fondation Stamm sichert dabei die einzige Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeit im Lager. Darüber hinaus unterstützen die Kolleg*innen die Familien – allen voran die Kinder im Lager sowie alleinerziehende Mütter, alte Menschen und Menschen mit Behinderung – mit neuer Kleidung, Schulmaterial und dringend benötigten Lebensmittelhilfen. Für Mädchen und Frauen gibt es außerdem Unterstützung in Form von wiederverwendbaren Damenbinden. Bei jeder Verteilung von Hilfsgütern arbeiten die Mitarbeiter*innen der Fondation Stamm eng mit der Lagerverwaltung zusammen. So stellen sie sicher, dass eine größtmögliche Zielgruppe auf faire Weise erreicht wird.

Die meisten der Familien können nicht in ihre Häuser zurückkehren, weil ihre Grundstücke und Häuser immer noch unter Wasser stehen. Zwar gibt es seitens der burundischen Regierung bereits Pläne, die Familien umzusiedeln und ihnen Land zur Verfügung zu stellen. Wann und ob diese Pläne umgesetzt werden können, ist jedoch nicht bekannt.

Camp Sobel: Lager der Vergessenen

Seit Ende 2019 verzeichnete Burundi Starkregen und Stürme, die zu Erdrutschen, Hochwasser und Zerstörung führten. Besonders hart traf es die Kommune Mutimbuzi, die sich von der wirtschaftlichen Hauptstadt Bujumbura bis zur Grenze der Demokratischen Republik Kongo erstreckt. Größte Siedlung ist Gatumba. Dort traf das Hochwasser zwischenzeitlich bis zu 50.000 Menschen.

Burundikids e.V. und Fondation Stamm konnten für Tausende Familien Hilfe leisten – mit Unterstützung aus Baden-Württemberg, von Stiftungspartner*innen und Privatspenden. Sie fanden zurück ins Leben, betreiben Landwirtschaft und Handel, haben ein Dach über dem Kopf und können ihre Kinder zur Schule schicken. Doch die Mittel waren begrenzt – der Bedarf übertraf die Möglichkeiten.

Als schließlich das Zeltlager der von den Überschwemmungen betroffenen Familien ebenfalls unter Wasser stand, richtete die burundische Regierung ein neues Lager ein. Das Camp Sobel liegt nun einige Kilometer vom Tanganyikasee und dem Fluss Rusizi entfernt, der für die meisten der Schäden gesorgt hatte. Die Regierung bemüht sich, eine langfristige Lösung für die Familien zu finden. Lokale Organisationen, darunter unser Partner Fondation Stamm, leisten Hilfe, soweit es ihre Mittel erlauben. Zum Beispiel stellt das medizinische Team des Krankenhauses Centre Médical Hippocrate (CMH) die medizinische Versorgung im Sanitätszelt sicher. Es ist für die Familien die einzige Möglichkeit, an Medikamente zu kommen. Schwere Fälle werden ins CMH transferiert, wo ein Labor, medizinisches Gerät und Ärzt*innen zur Verfügung stehen. Dort zählt derweil die Versorgung unter- und mangelernährter Kinder zur Tagesroutine. Es sind die Konsequenzen politischer Konflikte der vergangenen Jahre und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft Burundis und letztendlich auf die Gesundheit der Bevölkerung.

Im September soll die Schule wieder beginnen. Für die zahlreichen Kinder im Lager Sobel vorerst nicht. Eine Schule scheint nicht in Reichweite. Noch überlegen die involvierten Organisationen, wie die Familien und ihre Kinder ins normale Leben zurückfinden können. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

07/2021: Beispiele aus der Krisenzeit – E.N.

E.N. erbte ein Grundstück von seinem Vater, auf welchem er nun mit seiner Frau und deren sechs Kindern lebt. Stand Februar 2021 konnten E.N. und seine Frau aufgrund des Hochwassers nicht mehr arbeiten. Er arbeitet als Landwirt während sie Lebensmittel und verschiedene andere Produkte wie Kohle verkauft. Sie haben es geschafft, ihre Kinder weiterhin zur Schule zu schicken.

Auf dem Bild ist die Ausgabe von Saatgut zu sehen. An Landwirte, welche durch die Überschwemmungen ihre Ernte verloren. wurde Saatgut ausgeteilt. Auf dem Bild ist die Ausgabe von Saatgut zu sehen. An Landwirte, welche durch die Überschwemmungen ihre Ernte verloren, wurde Saatgut ausgeteilt.

07/2021: Beispiele aus der Krisenzeit – J.N.

Der 62-jährige J.N. lebt mit seiner Frau und ihrem jüngsten Kind zusammen. Insgesamt haben sie acht Kinder. Durch die Überschwemmungen flohen sie ins Lager Kigaramango. Dort mussten sie ihren eigenen Unterschlupf bauen. Vor den Regenfällen arbeiteten J.N. und seine Frau als Fisch- und Gemüsehändler.

Das Lager Kigaramango existiert nicht mehr. Durch die Regenfälle 2021 wurde es überschwemmt und die dort noch lebenden Menschen in ein anderes Lager umgesiedelt.

Auf dem Bild sieht man die Versorgung mit Trinkwasser von Geflüchteten.