Allgemein
„Ich bin sehr dankbar, diese Erfahrung machen zu können in dem Bereich, in dem ich studiert habe – noch dazu in einer Organisation, in der ich großgeworden bin“, schreibt Pamella in einer Mail.
Die junge Frau hat einige Monate Praktikum absolviert im Projekt, das Burundikids e.V. mit Co-Finanzierung des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und Fondation Stamm im Norden Burundis umsetzen. „BMZ 7248“ mit Kurztitel zielt auf Jugendliche ab, die trotz erster Qualifizierung keine Arbeit haben, oder jugendliche Arbeitslose. Sie erlernen neue Kompetenzen, bringen ihre Ideen mit ein und gründen Kooperativen. Mit selbstorganisierten Spargruppen sparen sie Kapital an und vergeben sich innerhalb ihrer Struktur Kleinstkredite. Als Vorbild für ihr eigenes Agribusiness dienen ihnen die Kooperativen, die in den Jahren zuvor in der Region aufgebaut worden waren. Mit denen sind sie auch in Kontakt, tauschen sich aus und lernen.
Pamella, die im Kinderheim großgeworden war, hatte mit einem Stipendium an der Universität in Burundis Hauptstadt Gitega kommunale Entwicklung studiert. Im Projekt in den benachbarten Provinzen Ngozi und Muyinga sammelte sie dann praktische Erfahrungen und arbeitete im Projektteam mit. „Es hat mich motiviert, meine Kenntnisse erweitern zu können, noch dazu in einem Rahmen, in dem es um den Wiederaufbau der Gemeinschaft und sozioökonomische Reintegrationsstrategien geht, da dies mein beruflicher Bereich ist. Ich wollte sehen, wie die Bevölkerung ihre eigene Entwicklung vorantreibt, sei es auf wirtschaftlicher, sozialer oder entwicklungspolitischer Ebene, um den Hunger und die Armut zu bekämpfen, die in Burundi leider Realität sind“, schreibt sie in ihrem Abschlussbericht.
Allgemein, Thilo Kehrer Center
Das Jugendzentrum in Gitega hat allen Grund zur Freude: Die Fußballmannschaft Thilo Kehrer Academy hat das diesjährige Kinderturnier, Saison 2023-2024, gewonnen und dabei eine beeindruckende Leistung gezeigt. Bereits in den Vorbereitungsspielen bewies das Team seine Stärke und ging ungeschlagen in das Turnier.
In der Vorrunde startete Thilo Kehrer Academy mit einem souveränen 2:0-Sieg gegen den das erste gegnerische Team. Es folgten zwei knappe Siege, zwei Unentschieden und souveräne 7:3- bzw. 7:0-Siege gegen weitere Teams. Mit dem zweiten Platz in ihrer Gruppe qualifizierten sich die Jungen für das Viertelfinale, in dem sie sich im Elfmeterschießen durchsetzen konnten. Auch im Halbfinale bewies die Mannschaft Nervenstärke: Nach einem torlosen Spiel gewann sie das Elfmeterschießen mit 3:1. Höhepunkt war dann das Finale gegen Etoile FC. Die Spieler des Teams Thilo Kehrer Academy zeigten eine hervorragende Leistung und besiegten ihre Gegner klar mit 4:1. Damit sicherte sich das Team den Turniersieg und nahm den Pokal und einen neuen Fußball mit nach Hause.
Der Erfolg der Mannschaft ist nicht nur den talentierten Spielern zu verdanken, sondern auch dem unermüdlichen Einsatz des Trainerteams und nicht zuletzt der Unterstützung durch Burundikids e.V. in Zusammenarbeit mit der Thilo Kehrer Foundation und dem lokalen Träger des Zentrums, Fondation Stamm.
Allgemein, Straßenkinderheim
Das Kinderheim Centre Birashoboka im Viertel Kajaga – direkt außerhalb der Stadt Bujumbura – beherbergt derzeit 42 Kinder und Jugendliche und ist damit ziemlich ausgelastet. Das Heim nimmt Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen auf, darunter unbegleitete Kinder, Straßenkinder, Vollwaisen, Kinder ohne bekannte Familienangehörige, Opfer von Menschenhandel, verlassene Kinder und Minderjährige, die straffällig geworden sind – oder denen das zumindest vorgeworfen wird. In der Regel sind alle Plätze belegt. Die Betreuung der Kinder erfolgt durch qualifiziertes Personal, das den jungen Bewohnern hilft, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und ein neues Leben zu beginnen. Manche von ihnen bleiben nur kurz, quasi in Transit, andere bleiben länger, bis sie die Schule abschließen können.
Ein zentraler Aspekt der Arbeit im Heim ist die Wiedereingliederung der Kinder in die Gesellschaft durch schulische Bildung und handwerkliche Ausbildung. So lernen die Kinder Berufe wie Schreiner oder Schweißer, die ihnen helfen, ein unabhängiges Leben zu führen. Darüber hinaus spielt das Erlernen des traditionellen Trommelns eine wichtige Rolle, um Gemeinschaftssinn und gegenseitige Unterstützung zu fördern.
Neu im Heim ist beispielsweise Japhet, ein 16-jähriger Junge, der nach acht Monaten im Jugendgefängnis ins Heim kam. Er soll nur kurz bleiben. Japhet war wegen Diebstahls und Sachbeschädigung inhaftiert, beteuert jedoch seine Unschuld. Während seiner Zeit im Gefängnis lernte er das Schweißen. Eine Fähigkeit, die ihm nun helfen wird, seinen Lebensunterhalt zu sichern und seine Familie zu unterstützen. Er wird bald das Heim wieder verlassen und bei seiner Cousine wohnen, die bereit ist, ihn aufzunehmen.
Ein weiteres Beispiel ist Usaïmini, ein 12-jähriger Junge, der nach der Trennung seiner Eltern von zu Hause weggeschickt wurde. Er wanderte zu Fuß von Kayanza, im Norden Burundis, nach Bujumbura, wo er schließlich im Kinderheim Birashoboka aufgenommen wurde. Usaïmini wünscht sich, wieder zur Schule zu gehen, was ihm ab September ermöglicht wird. Er wird voraussichtlich länger bleiben.
Ein besonders berührender Fall ist der von Olivier, einem 8-jährigen Jungen, dessen Mutter wiederholt wegen des Verkaufs von verbotenen Substanzen inhaftiert wurde. Olivier lebte zeitweise mit seiner Mutter im Gefängnis, bevor er ins Heim kam. Seit er in Birashoboka lebt, besucht er wieder die Schule und geht in die erste Klasse. Doch oft sehnt er sich danach, seine Mutter im Gefängnis zu sehen.
Burundikids e.V. unterstützt das Heim seit seiner Gründung 2003.
Allgemein, Arbeitsgruppe Karlsruhe, Engagement in Deutschland, Schule ETEE
Als die Schüler*innen wieder einmal frustriert von einer „Fridays For Future“-Demo zurück ins Klassenzimmer kamen, war für sie klar: sie wollen mehr – und konkreter werden. Ihrer damaligen Lehrerin, Simone Naujock, kam dann spontan BURUNDI KIDS-Mitarbeiter Philipp Ziser in den Sinn, den sie aus ihrer früheren Zeit an einer anderen Schule her kannte, und erinnerte sich an dessen Engagement.
Kurze Zeit später stand Philipp im Klassenzimmer des Fichte-Gymnasiums in Karlsruhe und erzählte zur Arbeit in Burundi. Der Kontakt war nicht der erste zwischen Burundikids e.V. und dem „Fichte“. Bereits Jahre zuvor hatte es einen Austausch und Spendenaktionen gegeben. Diesmal sollte aber mehr daraus werden: eine Schulpartnerschaft.
Zügig kam der Kontakt zustande zur Ecole Technique de l’Education Environnementale (ETEE) in der nördlichen Provinz Ngozi. Es folgten Korrespondenzen und der Austausch von Fotos zwischen Schülerschaft und Lehrer*innen bzw. Direktion. Das Karlsruher Burundi-Team wuchs.
Dann stand sie plötzlich im Raum: die Idee, nach Burundi zu reisen. Was zuerst in weiter Ferne zu liegen schien und letztendlich ein Jahr Vorbereitung bedeutete, wurde schließlich wahr: drei Schülerinnen und zwei Lehrerinnen, Simone Naujock und Katrin Lunkenheimer, flogen nach Burundi. Die eindrucksvolle Reise hielten sie in einem Reisetagbuch fest. Fun Fact: dass sie dabei von unseren Kollegen Philipp begleitet würden, erfuhren sie erst, als er sie bei Ankunft am Flughafen in Bujumbura überraschte.
Zurück in Karlsruhe mussten die Schülerinnen erst einmal durch die Abiturprüfungen. Doch dann war Zeit für den Burundi-Abend am Fichte-Gymnasium, bei dem sie der Schulgemeinschaft über die Reise und vielen Eindrücke berichteten. Zur Unterstützung war die BURUNDI KIDS Arbeitsgruppe Karlsruhe mit einem Info- und Produktstand dabei. Bei der Aktion sammelten die Schülerinnen auch Spenden für eine geplante Aktion: die ETEE wollen sie mit Lehrmaterial unterstützen. Und: gemeinsam Setzlinge für Bäume finanzieren, um zur wichtigen Wiederaufforstung Burundis einen kleinen Teil beizutragen.
Und dann wäre da noch die Idee eines Gegenbesuchs in Karlsruhe…
Allgemein, Kindergarten Duhinduke, Projekte vor Ort
200 Kids singen, tanzen und lernen hier – im Kindergarten Duhinduke im Viertel Buterere. Die Einrichtung hat hier einen besonderen Stellenwert, denn die Mädchen und Jungen haben die Chance, sich auf die spätere Grundschule vorzubereiten – mit Zählen, ersten Schreibversuchen und Sprachkenntnissen in Französisch, Amts- und Unterrichtssprache in Burundi.
Buterere gilt als eines der ärmsten Viertel der Stadt Bujumbura. Einrichtungen für Vorschulkinder sind rar. Der Kindergarten Duhinduke ist deshalb auch stark besucht. Die Kinder lernen in drei Gruppen, aufgeteilt nach Alter, und jede Gruppe hat ihre zuständige Erzieherin. Positiv anzumerken: die Mädchen sind in der Überzahl. In Burundi keine Selbstverständlichkeit.
Besonders schön sind die Momente vor den Ferien bzw. zum jeweiligen Ende eines Trimesters, wenn die Eltern der Kinder mit in die Einrichtung kommen, wenn es die Beurteilungen gibt. „Was ich an Duhinduke vor allem schätze, ist die Erziehung und Höflichkeit, die den Kindern beigebracht wird. Ich habe fünf Kinder und drei davon sind bereits in diesen Kindergarten gegangen. Heute bin ich gekommen, um meinen Sohn zu sehen, der die dritte Klasse bei Frau Jacqueline besucht. Meine beiden älteren Kinder sind schon in der Grundschule und dank dessen, was sie im Kindergarten gelernt haben, haben sie keine Probleme in der Schule“, sagt Emmanuel, ein Vater, der sich extra einen Tag von der Arbeit freigenommen hat, um seinen Sohn zu begleiten.